Wirtschaft
anders denken.

Arbeiten an der Uni: Immer mehr zu tun, weiterhin niedrige Bezahlung

24.10.2017
Dr. Marcus Gossler, Lizenz: CC BY-SA 3.0Lesesaal einer Universitätsbibliothek

Immer mehr Menschen gehen an die Universität. Doch dort hält die Personalausstattung nicht mit. Bibliothekarinnen, Techniker oder Sekretärinnen müssen »höhere Anforderungen bei gewohnt niedriger Bezahlung« leisten, heißt es in einer aktuellen Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. 

Überraschend an der Studie ist unter anderem, dass »bis vor kurzem« niemand »systematisch untersucht« habe, was der Trend zur Akademisierung der Bildungsbiografien für die über 160.000 Beschäftigten in Verwaltung, Rechenzentren, Haustechnik, Bibliotheken und Laboren der Hochschulen verändert hat.

Denn es ist ja nicht nur die Zahl der Studienanfänger von rund 268.000 im Jahr 1997 auf über 500.000 im Jahr 2014 gewachsen. Es hat auch jede Menge universitärer Reformen gegeben, die Böckler-Stiftung zählt eine ganze Liste von Schlagworten auf: »Exzellenzinitiative, verstärkter Wettbewerb zwischen den Unis, Modularisierung des Studiums, Profilbildung, Akkreditierung von Studiengängen oder Qualitätsmanagement«.

Darüber wird viel berichtet, diskutiert, auch geforscht. Auch über die prekäre Lage des akademischen Mittelbaus ist einiges bekannt. Offenbar war die Situation »des wissenschaftsunterstützenden Hochschulpersonals« aber bisher kaum ein Thema. Die Lücke soll nun durch die Studie von Experten um die Berliner Hochschulsforscher Andrä Wolter und Ulf Banscherus geschlossen werden. Sie erhoben Daten und sprachen mit Uni-Beschäftigten an 21 Hochschulen in zwölf Bundesländern.

Viel Teilzeitarbeit an der Universität

Die Zahl der Studierenden ist stark angestiegen, »ohne dass im gleichen Maße zusätzliches Personal eingestellt worden wäre«. Unter den meist weiblichen Beschäftigten des »wissenschaftsunterstützenden Personals« der Hochschulen ist stattdessen der Anteil der Teilzeitstellen von 26 Prozent (1995) auf 38 Prozent (2014) gewachsen, obgleich »deutlich über ein Drittel der Teilzeitkräfte gern länger arbeiten würde«. Fast jeder vierte Anstellungsvertrag ist befristet.

Weitere Studienergebnisse: 48 Prozent des wissenschaftsunterstützenden Hochschulpersonals geben an, »dass sich ihre Aufgaben im Laufe der Jahre stark oder sehr stark gewandelt hätten. 69 Prozent stellen fest, dass die fachlichen Anforderungen im Job gestiegen seien. Gesamtwirtschaftlich liegt der entsprechende Wert nur bei 48 Prozent.«

Mit anderen Worten: Es ist in diesen Bereichen nicht nur mehr zu tun, sondern auch verhältnismäßig mehr als in anderen Branchen. Zum Beispiel habe in der Verwaltung »der Arbeitsumfang mit der Zahl der Studierenden und den zu erbringenden Prüfungsleistungen erheblich zugenommen«. Die Computerisierung der Verwaltung hat einerseits zu Beschleunigung beigetragen, andererseits seien »die komplexen Systeme nicht genau genug an die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Arbeitsplatzes angepasst worden«.

Bezahlung weit unter den in der Privatwirtschaft üblichen Tarifen

Auch von mehr Bürokratie berichten die Forscher. Die Arbeit für die Beschäftigten in den Sekretariaten habe sich deutlich ausgeweitet, »in den Bibliotheken dominieren technische Herausforderungen den Berufsalltag«, zudem schlägt die »Ausweitung der Öffnungszeiten auf Wochenende und Abendstunden« durch. »Von permanenten Reformen, Digitalisierung und anderen neuen Herausforderungen sind auch die technischen Bereiche der Hochschulen betroffen«, heißt es in der Zusammenfassung der Studienergebnisse. »Insbesondere IT-Beschäftigte werden weit unter den in der Privatwirtschaft üblichen Tarifen bezahlt.«

Das ist unter den über 160.000 Beschäftigten des »wissenschaftsunterstützenden Personals« ein generelles Problem: »Die geringe Vergütung und die ungenügenden Entwicklungsmöglichkeiten werden von den befragten Beschäftigten auch als fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit und als demotivierend empfunden.« Zugleich aber würden »die meisten gern« an Hochschulen arbeiten, »weil sich ihnen dort ein spannendes Arbeitsumfeld bietet«. Die Studie wird demnächst unter dem Titel »Wandel der Arbeit in wissenschaftsunterstützenden Bereichen an Hochschulen« als Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 362 erscheinen.

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