Wirtschaft
anders denken.

Studie zum Bedingungslosen Grundeinkommen: Bekannt und durchaus beliebt

23.11.2017
Screenshot der Website bge-interaktiv.de

Bedingungsloses Grundeinkommen? Die Idee ist umstritten – aber auch weithin bekannt. Und: Je nach Definition würden bis zu 64 Prozent eine Einführung als sinnvoll ansehen, als angemessen wird im Durchschnitt eine Höhe von 1.137,24 Euro angesehen.

Debatten über die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens gibt es immer wieder. Besser gesagt: Die Kontroversen nehmen zu, seit die Frage nach der Zukunft sozialstaatlicher Sicherungssysteme im Zeitalter fortschreitender Automatisierung und Digitalisierung auch von führenden Managern neu aufgeworfen wird. Was aber denken die Leute eigentlich vom Grundeinkommen?

Dazu sind nun die Ergebnisse einer Umfrage der Splendid Research GmbH aus Hamburg veröffentlicht worden, die über Bekanntheit, der als akzeptabel angesehenen Höhe eines solchen Existenzgeldes (so sagte man in den 1990er Jahren) sowie der Meinung über das Grundeinkommen Auskunft gibt.

Fast 67 Prozent der Befragten wissen, was hinter der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens steckt – jedenfalls im Grunde, denn zwischen den in der Diskussion stehenden Konzepten gibt es bekanntermaßen gravierende Unterschiede. Splendid Research hat das Bedingungslose Grundeinkommen vereinfacht als einen festen Geldbetrag definiert, »den jeder Bürger vom Staat erhält. Dieser Betrag ersetzt Leistungen wie z.B. Arbeitslosengeld, Hartz IV und Kindergeld«.

Und was halten die Bundesbürger davon? Das wurde auf eine Weise untersucht, die den Einfluss der Definition auf die Akzeptanz – das so genannte Priming – mit einbezieht. Unterschiedliche Gruppen von befragten erhielten entweder negativ oder positiv formulierte Definitionen des Bedingungslosen Grundeinkommens, einige auch illustriert mit der Schilderung eines Praxisbeispiels aus Finnland.

Wie sich zeigt, schlägt eine negative Definition auf das Antwortverhalten durch – die so Befragten gaben »nur« zu 46 Prozent an, die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommen zu befürworten. Bei den Befragten, bei der in der Definition die positive Aspekte überwogen, war die Zustimmung mit 64 Prozent deutlich höher.

Je ungerechter die Welt gesehen wird…

Im Durchschnitt nannten die Befragten ein Bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von 1.137,24 Euro als angemessen. Interessant ist die Umfrage hier, weil sie auch einen anderen Wert hervorbringt: Im Schnitt sagen die Befragten, dass ein Einkommen von 749,92 Euro zu niedrig ist, um davon leben zu können. 958,08 Euro werden als »niedrig, aber  gerade noch ausreichend zum Leben« betrachtet.

Die Studie verweist auf eine Korrelation zwischen Gerechtigkeitsempfinden und der gewünschten Höhe des Grundeinkommens, »je ungerechter man die Welt empfindet, desto höher ist der gewünschte Betrag«, so Splendid Research. Und: Auch in dieser Umfrage sagen große Mehrheiten, sie würden »eine starke Ungleichheit im eigenen Land in Bezug auf die Verteilung von Vermögen und Einkommen« sehen.

Und was passiert, wenn ein Bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt würde? Drei von vier Befragten würden auf jeden Fall weiter arbeiten. Je höher das Grundeinkommen läge, desto mehr Menschen würden aufhören zu arbeiten. Gleichzeitig ist bei steigendem Haushalteinkommen und zunehmendem Alter auch eine wachsende Bereitschaft zu sehen, auch bei Bedingungslosem Grundeinkommen weiterzuarbeiten.

»Bei Einführung des Grundeinkommens würden 37 Prozent der Berufstätigen über einen Umzug und soziales Engagement nachdenken«, heißt es bei Splendid Research außerdem. Einen positiven Effekt könnte das Bedingungslose Grundeinkommen auf das lokale Engagement in Deutschland haben, sagt die Studienleiterin Nadine Corleis. Wobei die Höhe  »keinen erheblichen Einfluss auf die Umzugsabsicht und soziales Engagement« hätte.

Geschrieben von:

OXI Redaktion

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