Wirtschaft
anders denken.

Wann Drogentote ein Skandal sind und wann nicht

06.03.2016
Anstieg der Zahl der Toten durch illegale Drogen in Deutschland 2015: 194.Das ist übrigens weniger als die Zahl der Alkoholtoten pro Tag (ohne Unfälle).

2015 sind mehr Menschen durch illegalisierte Drogen gestorben als im Jahr zuvor. »Dramatisch« ist der Anstieg aber nicht – im Gegensatz zur Zahl derer, die an legalen Drogen sterben.

Wie dramatisch ist es, wenn die Welt am Sonntag berichtet, die »Zahl der Drogentoten steigt dramatisch«? Zuerst einmal: Die Steigerung der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von illegalisierten Substanzen ist mit 18,8 Prozent auf den ersten Blick »dramatisch«. In absoluten Zahlen relativiert sich das Bild bereits: Es geht um ein Plus von 194 Fällen. Diese sind ohne Zweifel im Einzelnen tragisch – aber ist die Zunahme insgesamt deshalb schon »dramatisch«? Die Polizeibehörden, auf die sich das Blatt beruft, zählen Vergiftungen durch Überdosierung, Suizide, Langzeitfolgen aber auch Unfälle zu den »drogenbedingten Todesfälle«. Wohl gemerkt: Es geht hier nur um illegalisierte Substanzen.

Erlaubte Drogen wie Alkohol und Tabak gehen nicht mit in die Zahlen der Polizeibehörden ein – hier ist die Lage weit eher »dramatisch« zu nennen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sterben täglich über 200 Menschen in Deutschland allein an den Folgen von Alkoholkonsum – also mehr, also die »dramatische Steigerung« bei den illegalen Substanzen in einem ganzen Jahr betrug. Jährlich würden rund 74.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Alkohol registriert – und darin sind Unfälle, die nach Alkoholkonsum geschehen, noch nicht einmal enthalten. Dramatisch sieht es auch mit Blick auf das Rauchen aus: Laut der Drogenbeauftragten der Bundesregierung sterben jährlich hierzulande etwa 110.000 Menschen an den direkten Folgen des Rauchens. Darüber hinaus geht man von etwa 3.300 Todesfällen durch Passivrauchen aus.

Geschrieben von:

Tom Strohschneider

Journalist

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