Wirtschaft
anders denken.

Ein oder zwei Sätze zum Schluss

08.09.2023

Der erste Satz eines Romans soll uns festhalten. Was der letzte Satz alles soll, wissen wir so wenig, wie wir wissen, wie denn nun der letzte Satz der letzten Ausgabe dieser Zeitung lauten könnte. Also haben wir in die Bücher geschaut, die uns wichtig sind, überrascht haben, nicht loslassen, auf Wiedervorlage in unseren Regalen liegen. 

»Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung.« (Mathieu Kassovitz, »Hass«)

»Wie soll ich all meine Schulden je zurückzahlen? Wo sollte ich anfangen?« (Margaret Atwood, »Payback«)

»Die hier unternommene Arbeit hatte auch den Zweck, jenem unartikulierten Begehren zu einer Sprache zu verhelfen, um den traurigen Revolutionärinnen einen anderen Trost und der tragischen Geschichte der Revolution ein alternatives Ende anzubieten.« (Bini Adamczak: Beziehungsweise Revolution)

»Nur in diesem Fall kann man darauf hoffen, dass Gott noch bereit ist, uns zu ertragen. Doch diese Chance ist die letzte.« (Tschingis Aitmatov: Liebeserklärung an den blauen Planeten)

»Dann weit hinauszuschwimmen und im Blau zu verschwinden.« (Zsuzsa Bánk: Sterben im Sommer)

»Die Vorstellung war entsetzlich.« (Thomas Bernhard: Alte Meister.)

»Abends essen wir Flammkuchen. Und siehe, es ist alles sehr gut.« (Annika Büsing: Koller)

»›Ich glaube, unsere Zeit ist um.‹

›Ich weiß. Halten Sie meine Hand.‹« (Cormac McCarthy: Stella Maris)

»Drinnen herrschte die Ewigkeit, die nach dem Augenblick kam, der vergangen war.« (Rafael Chirbes: Der lange Marsch)

»Sie schweigen. Aufmerksam verfolgen sie das Fortschreiten der äußeren Morgenröte.« (Marguerite Duras: Liebe)

»Aber seinen letzten großen Traum, allein, nur in Begleitung eines Blindenhundes, einmal quer durch Russland zu marschieren, von seiner Heimatstadt Obuchowka bis nach Wladiwostok, konnte er nicht mehr verwirklichen.« (Clemens J. Setz: Die Bienen und das Unsichtbare)

»Du stellst schon wieder die falsche Frage, sagte Preising.« (Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren)

»Ich hatte dich doch schon mal, oder?« (Douglas Adams: Das Leben, das Universum und der ganze Rest)

»Bevor auf demselben Platz ein anderes Haus gebaut werden wird, gleicht die Landschaft für einen kurzen Moment wieder sich selbst.« (Jenny Erpenbeck: Heimsuchung)

»Es geht nicht mehr darum, etwas zu empfinden, etwas auszusprechen. Es geht jetzt nur noch ums Zusammensein.« (Bernardine Evaristo: Mädchen, Frau etc.)

»Geld ist Unsinn. Wissenschaft ist Unsinn, alles ist Unsinn. Professor auch. Wer es bestreitet, ist ein pecus (Vieh). Nicht wahr Kuh…? Kommen Sie meinen Herren, komm, Karola… Wir wollen nach Hause gehen.« (Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel)

»Eine Weile ging Vera dort auf und ab. Und nahm dann ihren Weg wieder auf, ihr Atem ein verschnörkelter Schriftzug vor ihr.« (Nadine Gordimer: Niemand der mit mir geht)

»Das Wasser trägt mich. Niemand sonst kann das tun. Ich ziehe lange Bahnen oder lasse mich treiben.« (Melk Kiyak: Frausein)

»Nichts Greifbares bleibt zurück, nichts als die zweihundertdreiundsechzig Euro, die sie ihm in der Pension Eusebio auf dem Nachtkästchen hinterlassen hat.« (Gertraud Klemm: Hippocampus)

»Da überwand die proletarische Solidarität ihrer Bewohner, international bewährt, sogar die Barriere der Familie. Denn natürlich war das Land ein Ort des Wunderbaren.« (Irmtraud Morgner: Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura)

»Jetzt werden sie ausruhen, ehe sie die endlose Arbeit auf sich nehmen, die zu leisten sie hierher gesandt wurden, herunter ins Paradies.« (Toni Morrison: Paradies)

»Und dann dachte ich noch an die niedrige Tür und das Versteck unter dem Boden und schlief ein.« (Andrzej Stasiuk: Hinter der Blechwand)

»Aber ich muss noch vor den andern beiden losziehen, denn Tante Sally, die will mich nun adoptieren und ge-bül-det machen, und das halt ich nicht aus! Kenn ja die ganze Geschichte schon. Hochachtungsvoll! Euer Huck Finn« (Mark Twain: Huckleberry Finn)

»Happy Ends sind nicht so einfach. Nein. Sie muss weiter machen, die Welt muß geändert, das Land gerettet werden. Sie hat keine Zeit für Extravaganzen.« (Fay Weldon: Kein Wunder, daß Harry sündigte.)

Weil, man kann zwar nicht ewig die Luft anhalten. Aber ziemlich lange. (Wolfgang Herrndorf: tschick)

Während er für immer weiterradelte, war er angekommen. (Leon de Winter: Ein gutes Herz)

Er fragte sich, ob sie immer noch da saßen und über was zum Teufel sie jetzt redeten, wo er weg war. (Callan Wink: Big Sky Country)

Die Hügel von Jericho schwimmen in Dunkelheit. (Colum McCann: Apereigon)

»Ich will dieses Land lieben, weil es vermißt werden will. Ich werden den Wolf streicheln, und er wird vielleicht die Hand nicht beißen, die ihm über das Rückenfell fährt.« (Feridun Zaimoglu: Leyla)

»Egal, wie viel Blut vergossen wurde, sich in den unaufhörlichen Regen mischte, egal, wie lang der Schatten war, den die Müllkriege warfen, es waren wahrhaftig magische Zeiten.« (JJ Amaworo Wilson: Damnificados)

»Es muss ja nicht alles einen Sinn haben, Herr Minister, sagte Thovma Khatisian. Und dann hauchte er seine Seele aus.« (Edgar Hilsenrath: Das Märchen vom letzten Gedanken)

»Ich bin der Baum mit den nackten, vom Regen misshandelten Ästen, das Kind, das in seinem Kinderwagen schreit, die Hündin, die an der Leine zerrt, die Gefängniswärterin, die die Gefangenen um ihre Sorglosigkeit beneidet, ich bin eine schwarze Wolke, ein Springbrunnen, der verlassene Bräutigam, der die Fotos seines früheren Lebens vorbeiziehen sieht, ich bin ein Penner auf einer Bank hoch oben auf einem Hügel, in Paris.« (Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex 1)

»Um halb vier rückte ein Putztrupp durch den Bau. Timecode schaltete die Weltenlichter an und aus. (Rainald Goetz: Johann Holtrop)

»Vielleicht später. Wir haben reichlich Zeit.« (Maja Lunde: Der Traum von einem Baum)

»Mike schob seinen Heiligenschein zurück und machte sich ans Werk. Er hatte fest vor, eine Menge Veränderungen vorzunehmen… (Robert A. Heinlein: Fremder in einer fremden Welt)

»Mein Gott, ist das schön.« (Christoph Hein: Verwirrnis)

»Wir werden weitermachen, sagte sie im Geist zu ihm und zu allen, die sie kannte und die sie je gekannt hatte, zu all diesen in ihr verknäulten Leuten, ob lebendig oder tot; wir werden weitermachen, versprach sie ihnen und besonders sich selbst, wir werden weitermachen; es gibt kein Schicksal, weil es kein Ende gibt.« (Kim Stanley Robinson: Ein Ministerium für die Zukunft)

»Und sie hörte nicht auf, bis sie sich totgelacht hatte.« (Irmtraud Morgner: Amanda)

O Bartleby! O Menschenlos. (Herman Melville: Bartleby, der Schreibgehilfe)

»Hier und da erscheinen Leute an den Fenstern und schauen uns nach. Das ist wahrscheinlich der Effekt.« (Peter Høeg: Der Susan Effekt)

»Es war, als hätte ich diesen Film schon zweimal gesehen.« (Hernán Rivera Letelier: Die Filmerzählerin)

»Ich weiß nicht, was ich tun soll.« (A.L. Kennedy: Stierkampf)

Oder er sagte ihm, dass sein Leben genau in dem Moment beginne, da die Chiricahua gingen, und wie schade es sei, dass er so späte geboren worden sei, die Erde werde sich weiterdrehen, doch die Welt sei zu Ende. (Álvaro Enrique: Jetzt ergebe ich mich und das ist alles)

»Wohin sind wir unterwegs? Das weiß ich nicht.« (Christa Wolf: Stadt der Engel)

Fr. hatte den Zweikampf verloren, noch ehe sie ihn antrat. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

Ich sterbe, sagte sie ruhig. Du stirbst nicht, sagte er ruhig. (Kathrin Schmidt: Du stirbst nicht)

Noch einmal erscheint sie in einer zum Relief geschrumpften Landschaft als Schattental, als ausgefranster Fleck, als dämmrige Trübung, die eine vorübergleitende Wolke auslöscht. (Ruth Rehmann: Illusionen)

»Diese Geschichte wieder aufzugreifen stellt heute für Frauen wie Männer einen entscheidenden Schritt dar, um die vergeschlechtlichte Architektur unseres Lebens zunichte zu machen und unsere Haushalte und Leben als Commons aufzubauen.« (Silvia Federici: Der Feminismus und die Politik der Commons)

»Bald sind wir in der Mitte des Sees. Schon bald.« (Christian Kracht: Faserland)

»Es ist eine andere Zukunft möglich, die nicht auf dem Mars liegt.« (Tom Strohschneider: Linke Mehrheiten?)

Aber ich glaube mit großer Zuversicht die Hoffnung aussprechen zu dürfen, daß die Jugendlichen, die so ausgezeichnet in der sozialistischen Bewegung der Schweiz und der ganzen Welt arbeiten, daß sie das Glück haben werden, nicht nur zu kämpfen, sondern auch zu siegen in der kommenden proletarischen Revolution. (W. Lenin, Ausgewählte Werke Band 1)

»‘Mehr nicht?‘ ‚Nö, so ungefähr‘, entgegnete Kollberg. Ich fange an. Dann sage ich x, x wie in Marx.‘« (Maj Sjöwall, Per Wahlöö: Die Terroristen)

»Das Einzige, was sich selbst versteht, ist das Ende.« (Dietmar Dath: Gentzen oder: Betrunken aufräumen)

»Und als er wieder zu sich kam, lag er flach auf dem Rücken am Strand im eiskalten Sand, aus einem niedrig hängenden Himmel regnete es, und draußen war Ebbe.« (David Foster Wallace: Unendlicher Spaß)

»‘Himmel, Papá. Du hast den Wettkampf gar nicht gewonnen.‘« (Francesca Melandri: Alle, außer mir.)

»Etwas Sinnvolles tun, werde ich sagen.« (Raul Zelik: Friss und strirb trotzdem)

»Ich schreibe ohne Hoffnung das verfluchte Wort hin, das tödliche Wort, das unendliche Wort. Das Wort, das den Anfang markiert: ‚Ende‘« (Paco Ignacio Taibo II: Die Rückkehr der Schatten)

Geschrieben von:

OXI Redaktion

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