Wirtschaft
anders denken.

Wenn Arme ihre Gegner wählen – zum Erfolg der AfD

07.03.2016

Bei den hessischen Kommunalwahlen räumte die Rechtspartei ab, auch bei Armen, ArbeiterInnen und Arbeitslosen. Dieser Erfolg der AfD hat vor allem psychologische Gründe.

Bei der Kommunalwahl in Sachsen erreichte die ‎AfD landesweit mehr als 13 Prozent. Entschuldigung: Hessen. Damit ist klar: Die extreme Rechte kann nicht nur im rechtsradikalsten Bundesland Ostdeutschlands punkten, sondern auch im wohlhabenden westdeutschen Hochtaunuskreis. In Oberursel etwa (Kaufkraftindex: 143 Prozent) erhielt die AfD 11,6 Prozent der Stimmen. Allerdings zeigen die zweistelligen Ergebnisse in Hessens Kommunen auch: Nicht nur Reiche wählen die AfD, sondern auch ein beunruhigend großer Teil der Armen. Obwohl die AfD sie verachtet.

Bzw. weil die AfD sie verachtet. Die AfD ist gegen den Mindestlohn, will die Erbschaftssteuer abschaffen und die Steuerbelastung für Wohlhabende insgesamt senken. Der inzwischen ausgetretene AfD-Mitbegründer Konrad Adam erwärmte sich einst gar für die Idee, Erwerbslosen und RentnerInnen das Wahlrecht zu entziehen. Wer hofft, durch die Abwertung und den Ausschluss Anderer die eigene nationale Zugehörigkeit zu erkaufen, wählt in Deutschland wieder gegen jedes materielle Eigeninteresse.

Dieses Problem lässt sich nicht durch mehr Aufklärung über das armenfeindliche Programm der AfD lösen. Den AfD-WählerInnen aus der Arbeiterklasse ist durchaus bewusst, dass sie ihr Kreuz bei der Partei der ProfessorInnen und UnternehmerInnen machen. Sie wollen es so, sie sehnen sich nach strammer Führung und nationaler Folklore. Dieses Klientel gibt es schon lang, und es ist relativ stabil, das zeigen die Langzeitstudien zu nationalistischen und rassistischen Einstellungen in der Bundesrepublik. Doch erst seit mit der AfD eine Partei konservativer SpießbürgerInnen auf den Plan getreten ist, schlägt sich dies auch in Wahlergebnissen nieder. Das ist nur logisch. Wer autoritär denkt und fühlt, wählt keine rechtsextreme Minderheitenpartei, die mit einem Bein in der Verbotszone steht, sondern hängt sich an die Erfolgreichen, Reichen und Starken.

Deshalb ist die falscheste Antwort, die »Sorgen« und »Ängste« dieser Dauerbesorgten und Ängstlichen aus Prinzip »ernst zu nehmen«, wie das nun wieder zu hören ist. Gegen die AfD hilft es nicht, sich auf ihre Agenda einzulassen, es hilft nur, sie konsequent zu ächten und auszugrenzen. Denn mit der sozialen und materiellen Lage, in der ein Mensch steckt, hat die Entscheidung für Rassismus, Nationalismus und Chauvinismus wirklich rein gar nichts zu tun.

Geschrieben von:

Jan Ole Arps

Journalist

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