Wirtschaft
anders denken.

Europaweit Streiks gegen das »System Ryanair« angekündigt: der OXI-Überblick

13.12.2017
Ryanair

Mal schnell für ein paar Euro in die Nähe einer europäischen Stadt? Dafür ist der Billigfluganbieter Ryanair bekannt – und auch für seine umstrittenen Praktiken bei der Beschäftigung unter anderem der Piloten. Die machen nun immer öfter dagegen mobil.

Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat angekündigt, dass »ab sofort jederzeit mit Streikmaßnahmen bei Ryanair zu rechnen ist«. Ziel eines möglichen Arbeitskampfes sei die »Aufnahme von Tarifverhandlungen zur Regelung von marktgerechten Arbeits- und Vergütungsbedingungen«. Es geht unter anderem um verlässliche Entgelttabellen und die soziale Absicherung von Piloten.

Das Unternehmen stellt sich laut »Frankfurter Allgemeine« stur: Man wolle auf keinen Fall mit der Vereinigung Cockpit verhandeln, sondern nur direkt mit den Piloten. Auch von einer »PR-Aktion der Lufthansa-Pilotengewerkschaft« ist die Rede.

Wogegen sich die Piloten unter anderem wenden? Es gebe keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine verbindlichen Dienstpläne, keine Altersvorsorge und ein weit verbreitetes System von scheinselbstständigen Piloten, so wird der Gewerkschaftschef Ilja Schulz zitiert. Orientieren will man sich an den Tarifbedingungen beim Konkurrenten Tuifly.

»Wie sollten Ryanair-Piloten systematisches Sozialdumping anders durchbrechen, als mit gewerkschaftlichen Mitteln?«, wird der Tarifexperte der Pilotengewerkschaft Ingolf Schumacher bei ntv zitiert. »Und wenn nicht jetzt, wann sonst gibt es eine realistische Chance, damit erfolgreich zu beginnen?«

Aus der Sicht der Vereinigung ist die Situation für einen Arbeitskampf günstig, denn das Unternehmen hat anscheinend zunehmend Probleme, überhaupt den Flugplan aufrechtzuerhalten, weil es Personalengpässe gibt. Mit andern Worten: Die Piloten gehen auch wegen der Vertragsbedingungen lieber zu anderen Airlines. Die »Frankfurter Allgemeine«: Laut Cock­pit fehlt Rya­nair schon jetzt in Deutsch­land rund ein Fünf­tel der ei­gent­lich nö­ti­gen gut 400 Pi­lo­ten. »Das Sys­tem Rya­nair zer­fällt«, sag­te Cock­pit-Chef Schulz.

Gestreikt wird auch anderswo. Der irische Gewerkschaftsbund IMPACT kündigte Arbeitsniederlegungen von Piloten am kommenden Mittwoch an. Dort hatten sich laut der irischen Gewerkschaft IALPA 79 von 84 stationierten direkt angestellten Piloten für den Streik ausgesprochen, das Unternehmen erklärte, dass weniger als 28 Prozent der Piloten an der Abstimmung teilgenommen hätten – die freien Vertragspiloten wurden offenbar hier mitgezählt. Das Portal aero.de meldet, streikende Piloten sollen laut dem Unternehmen »Privilegien bei der Einteilung der Dienstpläne verlieren und solange von Sonderzahlungen und Beförderungen ausgenommen«, bis sie wieder direkt mit Ryanair verhandeln.

Auch in Portugal und Italien wurde zu Arbeitskämpfen aufgerufen.

Geschrieben von:

OXI Redaktion

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