Wirtschaft
anders denken.

Viel Zustimmung für Fridays for Future, Klimaschutzpolitik der GroKo fällt durch

15.06.2019
NiklasPntk, pixabay.com

Die Wählerschaft der GroKo ist in der Frage der Klimaschutzpolitik gespalten, Anhänger der SPD zeigen deutliche Unzufriedenheit. Die AfD-Mitläufer mögen Fridays for Future nicht, unter Ärmeren sind die Öko-Proteste der SchülerInnen dagegen populär. 

Wie denken die Leute über die Klimaschutzpolitik der Bundesregierung und was sagen sie zu den wöchentlichen Protesten der SchülerInnen? Für Greenpeace hat das Meinungsforschungsinstitut Kantar hat Anfang Juni eine Umfrage dazu gemacht. Die Kampagnenorganisationen kommuniziert die Ergebnisse vor allem mit Blick auf die Zukunft des Hambacher Walds und die Umsiedlung von Tagebaudörfern. Aber auch andere Details aus der Umfrage sind interessant. Sie ermöglicht einige Rückschlüsse darauf, wie soziale und politische Milieus der aktuell betriebenen Klimaschutzpolitik gegenüberstehen und was sie zur teils stark emotionalisierten Frage der »Friday for Future«-Aktionen der SchülerInnen sagen.

Auf die Frage »Wie zufrieden sind Sie persönlich mit der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung?« antworten 70 Prozent mit »eher oder sehr unzufrieden«, die Werte in Ost (69 Prozent) und West (72 Prozent) unterscheiden sich kaum. Auch was den Bildungsabschluss angeht, ist die Unzufriedenheit über unterschiedliche Gruppen recht stabil (67 bis 73 Prozent). Deutlicher sind die Unterschiede bei den Altersgruppen: Bei den 30- bis 39-Jährigen und den über 60-Jährigen ist die Zahl derjenigen geringer, die mit »eher oder sehr unzufrieden« antworten (60 und 66 Prozent). 

Im Grunde aber zeigt sich ein recht einheitliches Bild: Zwei Drittel und mehr sind mit der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung »eher oder sehr unzufrieden«. Nun kann man dies aus verschiedenen Gründen sein – die Klimaschutzpolitik kann einem zu weit gehen, zu zaghaft sein, die falschen Prioritäten setzen, zu wenig sozial unterfüttert und so weiter. 

Schaut man sich die Zufriedenheit mit der Klimaschutzpolitik  nach dem jeweiligen Haushaltsnettoeinkommen an, fällt auf, dass in der Gruppe mit dem niedrigsten Einkommen (unter 1.000 Euro netto) die Unzufriedenheit mit 56 Prozent deutlich geringer ist als im Schnitt, dies liegt aber vor allem daran, dass hier 13 Prozent »weiß nicht« angeben. Womöglich sehen sie weder in den derzeitigen politischen Angeboten »mehr Klimaschutz« noch in »weniger Klimaschutz« für sich und ihre sozialen Umweltbedürfnisse eine Option. Die Umfrageergebnisse lassen sich auch nach Stadt-Land-Ordnungen differenzieren. Hier fällt auf, dass die Unzufriedenheit mit der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung »auf den Dörfern« und in Städten zwischen 20.000 und 100.000 BewohnerInnen unterdurchschnittliche ausfällt. 

Wählerschaft der GroKo deutlich gespalten

Auffällig sind die Ergebnisse nach der jeweiligen Parteineigung. Bei den AnhängerInnen der Union sagen 48 Prozent, sie seien mit der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung »sehr oder eher zufrieden«. Bei den AnhängerInnen der SPD äußern sich dagegen nur 27 Prozent so – die Wählerschaft der GroKo ist in der Frage also deutlich gespalten. Bei den Oppositionsparteien fällt eine weitere Teilung ins Auge: Während unter den AnhängerInnen von FDP, Linkspartei und AfD etwa ein Viertel »sehr oder eher zufrieden« ist, sind es bei den Grünen und den Sonstigen nur kleine Minderheiten (5 bzw. 8 Prozent). 

Auch hier gilt: Die Zufriedenheit kann unterschiedliche Gründe haben, bei den Unions-AnhängerInnen mag ein machtopportunistisches Moment wirken, Motto: »Die machen das schon richtig, solange die Union mitregiert.« Bei den Grünen und den Linken wiederum dürften ganz andere Faktoren die Unzufriedenheit befeuern (zu wenig bzw. zu wenig sozial abgesicherter Klimaschutz durch die gegenwärtige Bundesregierung) als in der Anhängerschaft der rechtsradikalen AfD (zu viel Klimaschutz). 

Auch Unions- und FDP-Wählern halten Fridays-Proteste für gerechtfertig

Eine zweite Frage lautete: »Jeden Freitag demonstrieren Jugendliche weltweit für mehr Klimaschutz, weil sie meinen, dass die Politik nicht genug gegen den Klimawandel tue. Halten Sie persönlich den Protest der Jugendlichen für gerechtfertigt?« Auch hier lässt sich nach Parteineigung differenzieren – und die Ergebnisse sind deutlich: Die WählerInnen der AfD lehnen die Öko-Proteste der SchülerInnen zu 58 Prozent ab, in keinem anderen Parteimilieu ist die Kritik daran so stark. Selbst in den Anhängerschaften von Union (71 Prozent) und FDP (80 Prozent) sind die Mehrheiten derer sehr groß, die die Proteste für gerechtfertigt halten. Unter den WählerInnen von Grünen und Linkspartei liegt der Anteil bei 99 Prozent bzw. 98 Prozent, unter denen der Sozialdemokratie auch noch bei überdurchschnittlichen 82 Prozent. 

Schaut man auch hier auf die sozialen und Bildungsmilieus, fällt auf, dass es gerade in den ärmeren und recht gut verdienenden Haushalten die größte Zustimmung zu Fridays for Future gibt: Befragte mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1.000 Euro nannten die Proteste zu 86 Prozent »sehr oder eher gerechtfertigt«, in der Einkommensklasse 3.000 bis 3.500 Euro stimmten dem 83 Prozent zu. Am geringsten ist – mit immer noch 65 Prozent Zustimmung – die Zahl derer, die Fridays for Future für »sehr oder eher gerechtfertigt« halten in der Gruppe derer, die  1.500 bis 2.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen angeben. Mit 32 Prozent ist die Zahl derer, die Fridays for Future skeptisch gegenübertreten, auf den Dörfern und in Städten zwischen 20.000 und 100.000 BewohnerInnen am größten. Das korrespondiert mit der dort am geringsten ausgeprägten Unzufriedenheit mit der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung. 

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