Wirtschaft
anders denken.

Geschäftsmails vor Youtube – statt Investitionen

06.09.2017
Geof, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Im Wahlkampf ist hier und da der Ruf nach mehr Investitionen zu hören. Es gibt für eine solche Forderung gute Gründe – trotz vergleichsweise guter Lage der öffentlichen Kassen fließt nach allgemeiner Ansicht zu wenig Geld in die Infrastruktur. „Deutschland hat seit der Jahrtausendwende eine ausgeprägte Investitionsschwäche“, heißt es in einem internen Papier des Bundeswirtschaftsministeriums. Mehr Investitionen könnten im übrigen auch ein Mittel gegen schwächelnde Produktivität und unterdurchschnittlich wachsende Löhne sein.

Was das ifo-Institut davon hält: „Wir brauchen in Deutschland keine flächendeckenden Investitionen in die Infrastruktur“, so wird Joachim Ragnitz nun zitiert, der Vizechef der ifo-Niederlassung in Dresden. Das ist zwar kein generelles Nein zu Investitionen, Ragnitz findet sehr wohl „gezielte Investitionen“ nötig, „um Engstellen zu beseitigen“. Das hätte nach Ansicht des ifo-Mannes auch den größeren volkswirtschaftlichen Nutzen. Ragnitz ist aber auch der Meinung, dass die vorhandene Infrastruktur besser ausgelastet werden müsse.

Und hier wird es, nun ja: komisch. „Auf Autobahnen sollten mehr Seitenstreifen zeitweise freigegeben werden“, meint Ragnitz. Oder: „Im Breitbandnetz sollten Geschäftsmails Vorrang vor Youtube-Downloads haben.“ Sieht man einmal von Belangen der Verkehrssicherheit ab oder davon, was Ragnitz offenbar von Internetvideos hält, stellt sich eine Frage: Hat eigentlich jemand gefordert, unnütze Infrastruktur zu bauen, bloß weil das Investieren so schön ist?

Oder will der ifo-Vertreter hier nicht viel eher generell gegen öffentliche Investitionen Front machen, denn dazu braucht der Staat Geld, das er sich irgendwo holen müsste – kreditfinanzierte Investitionen in die Zukunft gelten in Deutschland vielen als Bäh, und mehr Steuereinnahmen wären zwar möglich, könnten aber aus höheren Abgaben auf Profite oder hohe Einkommen stammen, was eben auch nicht jeder befürwortet.

Geschrieben von:

OXI Redaktion

Hinweis

Guter Journalismus ist nicht umsonst…

Die Inhalte auf oxiblog.de sind grundsätzlich kostenlos. Aber auch wir brauchen finanzielle Ressourcen, um oxiblog.de mit journalistischen Inhalten zu füllen. Unterstützen Sie OXI und machen Sie unabhängigen, linken Wirtschaftsjournalismus möglich.

Zahlungsmethode

Betrag