Wirtschaft
anders denken.

Höhere Löhne und mehr

29.06.2017
Ein Gemälde von einem Streik Ende des 19. JahrhundertsBild: Robert Köhler / Wikimedia Commons Niedriglöhne haben noch nie zu Arbeitszufriedenheit geführt. Gemälde "Der Streik" von Robert Köhler.

Der gesetzliche Mindestlohn hat nicht nur die Einkommen von Beschäftigten mit bisher sehr niedrigen Löhnen erhöht. Sie sind auch zufriedener mit ihrer Arbeit. Die Arbeitsbedingungen haben sich ebenfalls verbessert.

In einer Studie haben Toralf Pusch vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung und Miriam Rehm von der Arbeiterkammer Wien die Angaben von mehr als 340 Beschäftigten ausgewertet, die 2014 – also im letzten Jahr vor Einführung des Mindestlohns – weniger als 8,50 Euro in der Stunde verdienten und nach dem 1. Januar 2015 im gleichen Job weiterarbeiteten. Sie stützten sich dabei auf Befragungsdaten der Bundesagentur für Arbeit.

Das Ergebnis der Studie: Der Stundenlohn der Befragten stieg 2015 von durchschnittlich 6,70 Euro brutto pro Stunde auf durchschnittlich 8,20 Euro. Zwar zeigt dieser Wert: Im Jahr seiner Einführung (2015) wurde der Mindestlohn noch nicht überall gezahlt. Trotzdem ist die Verbesserung um gut 22 Prozent beachtlich. Der Monatsverdienst stieg von 839 auf 994 Euro, und das, obwohl die Befragten im Schnitt anderthalb Stunden pro Woche weniger arbeiteten. Außerdem ging der Anteil der Beschäftigten mit überlangen Arbeitswochen von mehr als 45 Stunden deutlich zurück.

Das ist aber nur ein Teil der positiven Effekte des Mindestlohns. Die Betroffenen berichten auch, dass ihnen anspruchsvollere Tätigkeiten übertragen wurden. Zugleich empfinden sie das Klima zwischen ihren KollegInnen und das Verhältnis zu Vorgesetzten als besser. Das zeigt: Wie schon immer in der Sozialgeschichte lässt sich mit Reformen erreichen, dass der Kapitalismus einen Teil seines hässlichen Antlitzes verliert.

Geschrieben von:

Hermann Adam

Professor für Politikwissenschaft

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