Wirtschaft
anders denken.

Jeden Tag anderthalb Tote durch Arbeitsunfälle

31.01.2018
Phillip Roberts, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Die Zahl der offiziell registrierten tödlichen Arbeitsunfälle sinkt deutlich – seit 2007 um über 30 Prozent. Ein genauer Blick auf die Zahlen zeigt aber: Bei Älteren und bei Frauen gehen die tödlichen Arbeitsunfälle nicht zurück, die Unfälle durch Gewalt nehmen sogar zu.

In der Bundesrepublik sterben im Durchschnitt täglich anderthalb Menschen bei offiziell registrierten Arbeitsunfällen. Das geht aus Zahlen des Arbeitsministeriums hervor, die von der Linksfraktion im Bundestag erfragt wurden. Danach wurden 2016 insgesamt 557 Opfer von Arbeitsunfällen registriert – deutlich weniger als die 812 Toten von 2007. Ein Rückgang um über 30 Prozent.

Die Entwicklung ist insgesamt und erfreulicherweise rückläufig, »allerdings (fast) vollständig auf die Männer zurückzuführen«, wie das Ministerium es formuliert. Dort fiel die Zahl der Toten durch Arbeitsunfälle von 2007 zu 2016 von 757 auf 498; bei den Frauen schwankt sie über den Zeitpunkt »auf gleichbleibendem Niveau« um die Zahl von etwa 55 Toten.

Zahl nimmt bei Älteren zu, bei Frauen stagniert sie

Auffällig ist auch die Altersverteilung: Bei den Beschäftigten über 60 Jahren wächst die Zahl der Opfer von Arbeitsunfällen, wobei hier nur Daten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung vorliegen. 2007 waren es hier 83, 2016 wurden 126 Tote gezählt – das Ministerium verweist freilich darauf, dass »der Anteil der Erwerbstätigen in dieser Altersgruppe im betrachteten Zeitraum ebenfalls deutlich gestiegen« sei.

Schaut man sich die Daten nach den jeweiligen Berufsgenossenschaften an, die für bestimmte Branchen stehen, fällt der deutliche Rückgang der Zahl tödlicher Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft auf (von 137 im Jahr 2007 auf 73 im Jahr 2016. Ebenso eindeutig ist der Trend im Bereich Verkehrswirtschaft Post, Logistik, Telekommunikation (von 124 auf 83). In der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft wurden 2007 noch 193 tödliche Arbeitsunfälle registriert, 2016 waren es nur noch 133.

In anderen Bereichen wächst oder oszilliert die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle, etwa bei der Verwaltungsberufsgenossenschaft. Dort wurde 2007 mit 82 tödlichen Fällen der zweithöchste Wert seit 2007 registriert. Im Sektor Rohstoffe und chemische Industrie liegt die Zahl seit Jahren stabil um 23.

Ein Blick ins Nachbarland zum Vergleich: In Österreich gab es 2016 insgesamt 60 tödliche Arbeitsunfälle, auch hier ist der Trend eindeutig: 2012 hatte es laut Medienberichten noch 100 tödliche Arbeitsunfälle gegeben.

Mehr Arbeitsunfälle durch Gewalt

Insgesamt weist die Statistik für die Bundesrepublik einen deutlichen Rückgang der Arbeitsunfälle aus. Die Zahl der meldepflichtigen … je 1.000 Vollarbeiter ist zwischen den Jahren 2007 und 2016 deutlich von 28,1 auf 23,2 (-17 Prozent) gesunken«, so das Arbeitsministerium.

Interessanter Aspekt: Die Zahl der Arbeitsunfälle durch Gewalt am Arbeitsplatz nimmt zu – hier wurden laut dem Arbeitsunfallbericht 2016 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung 2016 über 10.432 meldepflichtige Fälle registriert – 22 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor und ein Anteil an gesamten Arbeitsunfällen von 1,4 Prozent. In der Statistik werden Unfälle durch die Einwirkung von psychischer und physischer Gewalt registriert, die über drei Tage Arbeitsunfähigkeit verursachen. Besonders oft geschieht dies in Krankenhäusern, im öffentlichen Bereich, in Läden und Geschäften sowie bei den Wach- und Sicherheitsdiensten.

Geschrieben von:

OXI Redaktion

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