Wirtschaft
anders denken.

Jeder dritte Grieche ist von Armut bedroht. Und viele zweifeln, dass das Land aus der Krise kommt

25.06.2018
Grafik: Common.eG

Das dritte Kreditprogramm für Griechenland steht vor dem Abschluss. Doch die Austeritätsfesseln bleiben angelegt. Neue Zahlen dokumentieren die sozialen Folgen. Und die Menschen blicken pessimistisch in die Zukunft.

In Griechenland ist ein Drittel der Bevölkerung von Armut bedroht. Das geht aus Zahlen der griechischen Statistikbehörde ELSTAT hervor. Demnach leben 34,8 Prozent der Menschen unter Bedingungen deutlicher materieller Entbehrung, die mit sozialer Ausgrenzung einhergeht, wie auch die Zeitung Kathimerini berichtet. Die Zahl der Betroffenen liegt bei 3,7 Millionen und ist im Vergleich zu den Vorjahren leicht rückläufig – der negative Höhepunkt lag im Jahr 2012, damals waren 36 Prozent von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Ohne soziale Leistungen würde die Armutsbedrohung noch höher liegen – bei gut 50 Prozent. Dies zeigt auch die Bedeutung von solchen Transfers, die allerdings seit Jahren unter dem Druck der Gläubigerauflagen stehen und Kürzungen erfahren haben.

Das wirkt sich auch auf die Zukunftsaussichten der Griechen aus. Laut einer Erhebung der Beratungsgesellschaft Nielsen über das Global Consumer Confidence – das Vertrauen der Verbraucher – ist der Index nur leicht auf 61 Punkte gestiegen, er liegt deutlich niedriger als der europäische Durchschnittswert von 86 Punkten. Wie hier berichtet wird, glauben 75 Prozent der Befragten nicht, Griechenland werde in den kommenden 12 Monaten aus der wirtschaftlichen Krise gelangen. Große Sorgen machen sich die Griechen um ihre Gesundheitsversorgung. Zudem sagen viele Befragte, sie würden versuchen, ihre persönlichen Ausgaben zu reduzieren – durch den Kauf billigerer Produkte, durch Einschränkungen bei Freizeitgestaltung und beim Kauf von Kleidung.

Mit den wirtschaftlichen Aussichten eng zusammen hängt die Frage, wie die griechische Ökonomie wieder ins Laufen kommt. Dabei steht angesichts der Krise auch die Exportorientierung der Unternehmen im Fokus – laut einer Untersuchung von EY verzeichneten nur 2,5 Prozent der insgesamt etwa 700.000 griechischen Unternehmen eine bedeutende Exporttätigkeit. Die Unternehmensberatung verweist auf hohe Steuersätze, bürokratische Verfahren und niedrige Preise im Wettbewerb als die bei den Firmen am häufigsten genannten Hindernisse, die Ausfuhren erschweren. Die Studie zeichnet auch ein Bild der Unternehmenslandschaft Griechenlands. 1,6 Prozent der Unternehmen wickeln 50 Prozent der griechischen Exporte ab, die große Mehrheit sind dagegen kleine Firmen, die auf zusammen nur 28 Prozent der Gesamtexporte kommen.

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