Knapp jeder Fünfte ohne Berufsabschluss ist arbeitslos
Ohne Berufsabschluss ist das Risiko, erwerbslos zu werden, um vieles höher als mit einer Ausbildung – vor allem im Osten, wo die Quote bei fast 30 Prozent liegt. Unter Akademikern ist die Arbeitslosigkeit am geringsten, das zeigen neue Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Es gibt das etwas aus der Mode gekommene Bild vom Taxi fahrenden Geisteswissenschaftler – aber längst würde niemand mehr bestreiten, dass ein akademischer Abschluss auf dem Arbeitsmarkt von Vorteil ist. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat nun neue Zahlen dazu vorgelegt, sie geben auch Auskunft darüber, wie hoch die Erwerbslosigkeit unter denen ist, die gar keinen Ausbildungsabschluss haben. »In dieser Gruppe war 2016 mit 19,1 Prozent knapp jeder Fünfte ohne Arbeit. Im Vorjahresvergleich hat sich die Quote aber um rund einen Prozentpunkt verringert«, schreiben die IAB-Forscher.
Der Arbeitsmarkt sei zwar »derzeit insgesamt sehr aufnahmefähig«, das Problem sei aber weiterhin gravierend. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass die Erwerbslosenquote Geringqualifizierter seit zehn Jahren um den Wert 20 Prozent oszilliert. Sie ist auch trotz aller Politikerreden, hier etwas zu unternehmen, kaum niedriger als 1991. In Ostdeutschland einschließlich Ost-Berlin waren sogar über 29 Prozent der Menschen ohne Ausbildungsabschluss im Jahr 2016 erwerbslos. Hier ist die Quote aber von den enormen Höchstständen nach der Mitte der 1990er Jahre zurückgegangen – damals lag sie teils deutlich über 50 Prozent.
Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt es in dieser Gruppe kaum, in Ostdeutschland sind etwas mehr Männer betroffen – auch dazu hat das IAB Zahlen geliefert. Den Berechnungen liegt eine eine andere Datenbasis zugrunde als der amtlichen Arbeitslosenstatistik. Die Gesamtquote nach Qualifikationen berechnet sich auf 6,2 Prozent. Die Daten zeigen, dass ein akademischer Abschluss am ehesten vor Erwerbslosigkeit schützt: »Die Arbeitslosenquote für Hochschulabsolventen lag 2016 im Westen bei 2,1 Prozent und im Osten bei 3,3 Prozent. Bei den Personen mit einer beruflichen Ausbildung betrug im Westen die Arbeitslosenquote 3,6 Prozent, im Osten 6,5 Prozent«, so das IAB. Bildung sei »der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit«, sag Enzo Weber, der den zuständigen IAB-Bereich leitet. »Das gilt in Zukunft umso mehr, da die Anforderungen in der Arbeitswelt weiter steigen werden, nicht zuletzt durch die Digitalisierung.«
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