»Kollege Roboter«: Beschäftigten sorgen sich um die eigene Ausbildung
Eine Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte bewerten den zunehmenden Einsatz von »Kollege Roboter« durchaus positiv, wissen aber um die Herausforderung: Es braucht bessere Aus- und Weiterbildung. Doch die aktuelle Lage gibt Grund zur Sorge.
Wenn eine Messe für automatisierte Produktion weltweit Beschäftigte nach ihrer Meinung über »Kollege Roboter« befragt, kann da etwas Interessantes herauskommen? Rund 1,8 Millionen Industrieroboter sind derzeit global im Einsatz, ihre Zahl wächst und damit bewegt auch immer mehr Leute die Frage: Was bringt das? Laut der Umfrage bewerten es durchschnittlich 64 Prozent der Befragten positiv, wenn eine Maschine »den Menschen gesundheitsschädliche Arbeiten abnimmt oder mit gefährlichen Werkstoffen hantiert«, heißt es in einer Mitteilung. Rund 70 Prozent glauben, »in der Arbeitswelt der Zukunft werden Mensch-Roboter-Teams die Fertigung verbessern, indem menschliche Talente mit den Stärken der Robotik kombiniert werden«. Und 73 Prozent gehen davon aus, dass KI es den Menschen erleichtert, der Maschine neue Aufgaben zu geben.
So weit so gut. Die etwa 7.000 befragten Beschäftigten in den USA, Asien und Europa haben also eine im Grunde offene Einstellung gegenüber der fortschreitenden Automatisierung – aber sie wissen auch, was das für sie bedeuten kann. Ob der beschleunigende digitale Wandel nun in technologische Arbeitslosigkeit führt, wie mitunter prognostiziert wird, ist offen – andere Studien pochen auf die Kompensation, die noch jeder technologische Schub mit sich gebracht habe. Die Beschäftigten wissen aber auch, dass ihre Zukunft in der Arbeitswelt davon abhängt, ob es ausreichend Chancen für die Aus- und Weiterbildung gibt.
Und so zeigt die Studie des Marktforschungsinstituts bevölkerungsrepräsentativ, dass sich die Beschäftigten um die eigene Ausbildung sorgen, um mit dem Tempo der Arbeitswelt 4.0 Schritt halten zu können. »Für das eigene Land ist nur rund jeder vierte Arbeitnehmer davon überzeugt, dass die Aus- und Weiterbildung für den Arbeitsplatz der Zukunft bereits eine wichtige Rolle spielt«, heißt es in einer Mitteilung zu der Studie. Und das ist nicht bloß ein Problem der Fähigkeiten, sondern auch der Einkommen.
Experten haben immer wieder darauf verwiesen, dass die Automatisierung und Digitalisierung sich stark auf die Löhne und Gehälter auswirken kann. »Ein Großteil der Beschäftigten verdient weniger Geld durch die Robotisierung von Arbeit«, so etwa der Düsseldorfer Ökonom Jens Südekum. Mehr noch ließe sich von einem Umverteilungseffekt nach oben sprechen – die Zahl der Stellen bleibt stabil, auch die Durchschnittslöhne hätten sich nicht durch diese Form der Automatisierung verändert. Aber, sagt Südekum: Weniger gut qualifizierten Menschen verdienen weniger, die Hochqualifizierten mehr – und die Gewinne der Unternehmen steigen.
Die Umfrage für die Messe für automatisierte Produktion zeigt denn auch, dass viele Beschäftigte vermuten, dass die Anzahl qualifizierterer und besser bezahlter Jobs »über die neuen Mensch-Roboter-Teams künftig ansteigen« werde, so äußerte sich rund jeder zweite Befragte in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und Japan. In China und den USA gehen sogar 80 Prozent der Beschäftigten davon aus. Um dann aber weiter auf diesem Zug zu fahren, braucht es Fortbildung. Und hier sind die Beschäftigten eher skeptisch – weil in den Betrieben »der Reifegrad bei der Aus- und Weiterbildung für den digitalen Arbeitsplatz der Zukunft« stark zu wünschen übrig lässt. »Mit der Note gut oder sehr gut wird das aktuelle Angebot des eigenen Arbeitgebers nicht einmal von jedem vierten Befragten bewertet (durchschnittlich 23 Prozent)«, so die Studie. Die Befragung für den »automatica Trend Index 2018« wurde im Januar durchgeführt.
Ralf Krämer von ver.di hat einmal gewarnt, dass der Schub an Digitalisierung und Automatisierung derzeit vor allem »zur Schwächung von Beschäftigten und Gewerkschaften und zur Stärkung der Macht und der Verteilungsposition des Kapitals« genutzt werde, die »eine einseitige Aneignung der Rationalisierungsgewinne beziehungsweise ›Digitalisierungsdividende‹ in Form höherer Gewinne und Vermögenseinkommen« erreichen wollen. In dieser Auseinandersetzung kommt der Weiterbildung eine wachsende Rolle zu. Auch im Bewusstsein der Beschäftigten.
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