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Zahl der Millionäre wächst, Wohnraum wird knapp

23.06.2016
Und sie kaufen Wohnungen!

Weltweit steigt die Zahl der Reichen und Superreichen. 1,2 Millionen Dollar-Millionäre leben allein in Deutschland. Was das mit steigenden Mietpreisen zu tun hat? Viel.

Die Zahl der Reichen und Superreichen wächst, und sie haben so viel Geld auf dem Konto wie nie zuvor: Laut dem World Health Bericht der Beratungsgesellschaft Capgemini belief sich das Vermögen der Millionäre im vergangenen Jahr auf weltweit 58,7 Billionen Dollar. Das sind vier Prozent mehr als noch 2014 – und viermal so viel wie 1996. Hält dieser Trend an, könnte sich das Vermögen der sehr Reichen schon im Jahr 2025 auf 100 Billionen Dollar summieren.

Auch in Deutschland stieg die Zahl der Dollar-Millionäre – auf 1.198.700 Personen im Jahr 2015. Das sind 5,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Die Bruttolöhne in Deutschland stiegen im gleichen Zeitraum um 2,7 Prozent.

Treiber dieser Entwicklung ist in Deutschland nicht nur das Wirtschaftswachstum, das vor allem den Vermögenden zugute kommt, sondern vor allem der Immobilienmarkt. Hier sind die Preise kräftig angezogen. Das liegt vor allem am »Anlagenotstand«, also daran, dass andere Anlageformen nur niedrige Gewinne versprechen. Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen im Euroraum auf Null gesenkt, um die Konjunktur zu stützen, auch Bundesanleihen bringen wenig ein. Viele Anleihe-InvestorInnen, Versicherungen und Pensionsfonds suchen daher nach anderen Anlageobjekten, die ebenfalls relativ »sicher« sind, aber höhere Gewinne versprechen.

Was das mit steigenden Mieten zu tun hat

Das Ergebnis kann man in den Ballungsräumen besichtigen, wo die Kaufpreise für Wohneigentum und dadurch auch die Mieten geradezu explodieren. Einer kürzlich erschienenen Studie über den Berliner Wohnungsmarkt zufolge fehlen allein in Berlin 130.000 preisgünstige Wohnungen für GeringverdienerInnen, also Haushalte mit einem Einkommen unterhalb von 80 Prozent des Berliner Durchschnitts. Noch deutlicher wird die Entwicklung, wenn man sich die Wohnraumangebote in den beliebten Innenstadtbezirken ansieht. So wurden etwa im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg im Jahr 2007 noch 6.150 »angemessene Wohnungen« angeboten. (Das Kriterium der Angemessenheit wird landesrechtlich geregelt und ist maßgeblich für die Übernahme von Wohnkosten.) Ihnen stand ein Angebot von 4.145 Eigentumswohnungen gegenüber. 2015, also nur acht Jahre später, wurden in Friedrichshain-Kreuzberg nur noch 255 (!) »angemessene Wohnungen« angeboten – und 21.744 Eigentumswohnungen. Ein Glück gibt es so viele Reiche, die die ganzen Innenstadtwohnungen auch kaufen können.

Geschrieben von:

Jan Ole Arps

Journalist

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