Wirtschaft
anders denken.

Mehr Pakete, wachsender Online-Handel: Neues vom Lieferkapitalismus

08.07.2018
AmazonFoto: Álvaro Ibáñez , Lizenz: CC BY-SA 2.0Immer schön scannen: Bei Amazon will man jederzeit über den Status jeder Ware Bescheid wissen.

Wie entwickelt sich der Online-Handel? Zwei neue Studien geben Auskunft über die Trends im Lieferkapitalismus. Dass die Pakete und Produkte von Beschäftigten gebracht werden müssen, spielt in den Analysen praktisch keine Rolle. 

Das Portal »Business Insider« berichtet über Entwicklungen im Online-Handel mit Lebensmitteln. Der Marktanteil liege hierzulande derzeit »bei nur rund einem Prozent«. Inzwischen werfe »von mancher Seite behauptet, dass das Marktpotenzial gar überschätzt wurde«. Auch seien die aktuell erzielten Gewinne der Händler eher niedrig. Laut der Studie »Lebensmittel E-Commerce 2018« würden die Umsätze der Anbieter »bei rund 200 Millionen Euro« liegen. 

Nun kommt das aber: Eine Studie der Wirtschaftsprüfer PWC komme zu dem Ergebnis, dass der »Online-Lebensmittelhandel in Deutschland kurz vor dem Durchbruch« stehe. Laut der Zahlen würden 40 Prozent der Bundesbürger planen, »in den kommenden 12 Monaten Lebensmittel online zu kaufen«. »Ein Onlineanteil von 10 Prozent im deutschen Lebensmitteleinzelhandel ist damit nicht mehr illusorisch«, so die Studie. 

Schaut man sich die Studie an, fällt auf, dass vor allem Menschen mit überdurchschnittlichem Gehalt und in Vollzeit zu den »typischen Online-Lebensmittelkäufer« zählen. Was die für die Studie Befragten besonders interessiert, sind Umfang des Sortiments, Kosten, Schnelligkeit und so weiter. Arbeitsbedingungen und Einkommen der Beschäftigten, die dann auch die Produkte ausliefern haben für die Studie offenbar keine Role gespielt.

Mehr Online-Handel heißt, mehr Beschäftigte in der Zustellung. Ein Zweig ist dabei die Paketanlieferung. Eine neue Studie von A.T. Kearney sagt nun voraus, dass der Markt in der Bundesrepublik 2017 um sieben Prozent gewachsen ist. »Mittlerweile werden jährlich mehr als 3 Milliarden Sendungen innerhalb und von/nach Deutschland verschickt. Bis 2020 erwarten wir einen Anstieg auf beinahe 3,8 Milliarden – dem explodierenden Online-Handel und einer guten wirtschaftlichen Lage sei Dank«, wird Ferry Salehi von A.T. Kearney zitiert. 

Sein Kollege Jan Matuska sagt, auf dem Markt für Kurier-, Express- und Paketdienste werde es künftig verstärkt darum gehen, die »Kosten im Griff« zu behalten. Ein Faktor dabei werden weiterhin die Einkommen der Beschäftigten sein, die Pakete ausfahren. 

Update 10.55 Uhr:

Und nun kommt auch noch diese Meldung rein: »Die aktuellen Zahlen für das 2. Quartal 2018 der großen Verbraucherstudie des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. bestätigen weiterhin einen nachhaltigen Wachstumskurs im Interaktiven Handel. Der Online-Handel bleibt Wachstumstreiber im 1. Halbjahr 2018 und legt insgesamt mit einem Plus um 11,1 Prozent im Vergleich zum 1. Halbjahr 2017 zu.« Mit nachhaltig ist hier dauerhaft gemeint, weniger das Handlungsprinzip zur schonenden Ressourcen-Nutzung, das sich ja auch auf die Beschäftigten erstrecken sollte. »Die gesamte Branche und ihre Dienstleister müssen gemeinsam mit Hochdruck daran arbeiten«, heißt es lediglich in der Mitteilung.

Geschrieben von:

OXI Redaktion

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