Wirtschaft
anders denken.

Elizabeth II. und der Milliardenkonzern Monarchie

22.04.2016

Elizabeth II. lässt sich feiern. Die royalistische Folklore hat dabei nur noch einen Zweck: einen ökonomischen. Die Queen ist eine Art Firma in Staatsbesitz – und ein beträchtlicher wirtschaftlicher Faktor.

So eine Königin ist schon eine seltsame Sache: Hoch verehrt von vielen, hat die Queen ihren 90. Geburtstag gefeiert. Die BBC übertrug live noch die langweiligsten Szenen, in denen verwandtes Herrschaftspersonal und andere Bücklinge in hübsch von ganz unroyalen MitarbeiterInnen gepflegten Schlossgärten auf Elizabeth II. warteten. Großbritanniens Regierungschef David Cameron würdigte die Königin als »Fels in der Brandung«. Und Prinz Charles zitierte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus Shakespeares »Heinricht VIII«: »Sie wird zu Englands schönstem Ruhm gesegnet.«

Aus demokratisch-republikanischer Perspektive lässt sich die Monarchin leicht als übrig gebliebene Folklore einer Zeit kritisieren, in der die gekrönten Häupter eine Welt beherrschten, die sie als die ihre betrachteten. Das Königtum ist aber längst nicht mehr vor allem eine politische Angelegenheit, so sehr es sogar den »demokratisch« Regierenden in den Kram passen dürfte, wenn die Regierten sich von höfischen Geschichten einlullen lassen und nationalistische Gefühle befördert werden.

Die Monarchie kostet – aber sie ist hochprofitabel

Die Wahrheit ist: Die Queen ist eine Art Firma in Staatsbesitz. Die Windsors sind ein zentraler ökonomischer Faktor, die Monarchie ist ein Milliardenkonzern. Und auch bei Umfragen wie der im Jahr des Thronjubiläums 2012 sollte man Zustimmung und Ablehnung nicht vor allem als Frage der Haltung zur Monarchie missdeuten. Es geht um Geld.

Die Queen ist eine Art Firma in Staatsbesitz, die Monarchie ist ein Milliardenkonzern.

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Glauben Sie, dass Großbritannien ohne eine Königsfamilie besser oder schlechter dran wäre? Das waren die BritInnen 2012 gefragt worden. 22 Prozent glaubten, ohne Queen und Co. wäre es besser – 69 Prozent meinten, das Königreich wäre dann schlechter dran. Und wirtschaftlich betrachtet stimmt das auch. Denn so hoch auch die Kosten für den Erhalt des monarchistischen Unternehmens »Haus Windsor« sein mögen, sie entsprechen nur einem Bruchteil der Wirtschaftskraft, die mit der Königinnenhuberei der BritInnen einhergeht.

Jährlich werden die laufenden Kosten der Monarchie mit rund 220 Millionen Pfund beziffert. Der Buckingham Palace selbst stuft diese zwar deutlich niedriger ein – der »Sovereign Grant« lag zuletzt bei 37,9 Millionen Pfund und wird unter anderem für Reisen und den Betrieb der königlichen Paläste verwendet. Aber die hohen Kosten für Sicherheitskräfte, für Armee-Zeremonien und viele andere Ausgaben sind darin nicht enthalten. Hier zahlt der Staat. Und dass Einnahmen aus den königlichenndereien der Monarchenfamilie zufließen – auch das geht zu Lasten der öffentlichen Hand. Die Queen selbst »verdient« ein Privateinkommen, das 2015 bei rund 16 Millionen Pfund gelegen haben soll; der »Privy Purse« wird aus der kommerziellen Nutzung von königlichen Ländereien finanziert. Das Gesamtvermögen von Elizabeth II. soll bei rund 340 Millionen Pfund liegen – das entspricht etwa 430 Millionen Euro.

44 Milliarden Pfund: der Markenwert der Royals

Das ist das eine. Das andere ist: Die königliche Familie ist eine der »wertvollsten britischen Marken«. Die Firma Brand Finance taxierte den Wert der Monarchie 2012 auf 44 Milliarden Pfund – dies sei die Summe, die man erwarten könne, wenn die Londoner InvestmentbankerInnen den Auftrag erhielten, den Königshof zu verkaufen, hieß es damals in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Besser fährt Großbritannien aber, wenn es die Firma Monarchie nicht verkauft. Die Agentur VisitBritain taxierte allein die Einnahmen aus dem regelmäßigen Tourismus, der direkt mit den Royals zu tun hat, auf jährlich etwa 500 Millionen Pfund. Finden irgendwelche Jubiläen statt, steigt die Summe noch. Die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers rechnete zum Beispiel mit zusätzlichen Tourismuseinnahmen von rund 107 Millionen Pfund im Jahr 2011, in dem die Hochzeit von William und Kate gefeiert wurde. Hinzu kommt der monarchistische Trödel, der über die Ladentheken geht. Königliche Fähnchen, Tassen mit dem Konterfei der beiden und anderes habe nochmal für eine halbe Milliarde Pfund zusätzlicher Einnahmen im Einzelhandel gesorgt.

The Daily Telegraph hat die Monarchie einmal als »Goldstandard« bezeichnet, den man erhalten solle – und bei dem man »froh über das Bisschen sein« möge, »das wir für sie zahlen müssen«. Selbst im Jahr des Thronjubiläums machte Großbritannien mit den Windsors nämlich einen Milliardengewinn: Zwar wurden die Kosten für die Feierei seinerzeit auf insgesamt 1,4 Milliarden Pfund geschätzt. Doch volkswirtschaftlich stand dem ein Nutzen gegenüber, den Brand Finance auf 2,4 Milliarden Pfund schätzte.

Geschrieben von:

Tom Strohschneider

Journalist

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