Wirtschaft
anders denken.

Mutterverdienst – Frauen in Führungspositionen

10.03.2016

Hauptsache Mutter. Wie in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen Frauen nicht nach ihrem Können, sondern nach ihrem Familienstand bewertet werden. Ein Kommentar zu Bettina Orlopps Wechsel in den Vorstand einer Bank.

Am Frauentag, am Frauentag! widmete der Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung (SZ) seine Nahaufnahme einer Frau. Griff nach der Macht. Bettina Orlopp wird erste Frau im Vorstand der Commerzbank. Es ist gut, das zum Thema zu machen, schließlich ist es wahrlich eine Nachricht. Die zweitgrößte Bank Deutschlands leistet sich tatsächlich eine Frau im Vorstand. Applaus.

 Warum ist es wichtig zu sagen, dass wir es hier mit einer zweifachen Mutter zu tun haben?

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»Seit 2014 ist die zweifache Mutter bereits Strategiechefin der Commerzbank«, heißt es in dem Text. Die Frage ist alt, wie Methusalem der Sage nach wurde: Warum ist es an dieser Stelle wichtig zu sagen, dass wir es hier mit einer zweifachen Mutter zu tun haben? Wäre es bedeutsam gewesen, ein neues männliches Vorstandsmitglied als zwei-, drei-, vierfachen Vater einzuführen? Hätte bei einem neuen männlichen Vorstandsmitglied der Satz gestanden: »Als Anfang 2014 das Angebot der Commerzbank einging, zog er mit seiner Frau und den zwei schulpflichtigen Kindern von München nach Frankfurt.« Mag sein, aber man darf ein wenig zweifeln.

Bettina Orlopp sei viel Glück gewünscht in ihrem neuen Job. Wäre sie ein Kerl gewesen, hätte die Süddeutsche vielleicht geschrieben: »der karrierebewusste Stratege« oder »der erfolgsverwöhnte Manager« oder »der einstige Hoffnungsträger von xx« oder »der Mann, dem es gelungen ist, bei yy den operativen Gewinn um sieben Prozent zu steigern« oder »der Investmentprofi«. Zweifache Mutter ist aber auch schön.

Geschrieben von:

Kathrin Gerlof

OXI-Redakteurin

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