Wirtschaft
anders denken.

Ökonomie jenseits der schwäbischen Hausfrau

Schwäbische Hausfrau

„Wir brauchen eine Kampagne zur ökonomischen Alphabetisierung, damit die Menschen die Sprache verstehen, welche die herrschende Klasse verwendet“ – so lautet das Motto unserer Vortragsreihe „Ökonomie jenseits der schwäbischen Hausfrau“. Unser Ziel ist es zu helfen, den vorherrschenden neoliberalen Diskurs infrage zu stellen.
Im ersten Jahr sprachen in der Reihe u.a. Heiner Flassbeck, Ann Pettifor, Branko Milanović, Frances Coppola, Steve Keen, Adam Tooze, Quinn Slobodian, Pavlos Roufos, Andrea Capussela, Warren Mosler und Sergio Cesaratto. Sie alle brachten das „Politische“ zurück in die Ökonomie; die Vorträge sind hier zu finden.

Hier finden Sie die nächsten Termine der Veranstaltungsreihe.

Heiner Flassbeck zur Situation der Eurokrise 14. Juni 2018

Noch immer gibt es über den Ursprung der Eurokrise erhebliches Unverständnis. Seit Beginn dieser Krise versuchen interessierte Kreise, den Staaten in Südeuropa und Frankreich die Schuld für das Versagen der Währungsunion in die Schuhe zu schieben. Doch das führt in die Irre. Prof. Heiner Flassbeck zeigt, welches die Funktionsbedingungen einer Währungsunion waren und sind und wie dagegen schon in den Gründerjahren auch von Deutschland verstoßen wurde. Er verbindet die weltweite Kritik an den deutschen Leistungsbilanzüberschüssen mit seiner Kritik an der Rolle Deutschlands in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWU) und an dem mikroökonomischen Denken, das in Deutschland vorherrscht.
Er zeigt, dass insbesondere die Funktionsweise des Arbeitsmarktes und die Rolle des Sparens von der „schwäbischen Hausfrau“ nicht verstanden werden. Er macht konstruktive Vorschläge zur Rettung der Union, die angesichts der Ergebnisse der Wahlen in Italien von höchster Aktualität sind.

 

10 Jahre/Years Lehman-Brothers – Vortrag / Lecture Ann Pettifor 15. September 2018

Der Finanzsektor – ob an der Wall Street, in Frankfurt oder in der Londoner City – ist mächtig und oft mächtiger als demokratische Regierungen. Seine Akteure agieren wie „Masters of the Universe“ und nutzen ihre Macht, um der Politik Bedingungen zu diktieren, Löhne zu senken, das obere 1% zu stärken und ein hohes Maß an wirtschaftlicher Unsicherheit zu verursachen. Gesellschaften in Europa reagieren – oft aus Verzweiflung – darauf, indem sie nach rechts driften im Glauben, dadurch sich und ihre Familien vor hohen Schulden, Ungleichheit und Unsicherheit schützen zu können.
Ann Pettifor wird zeigen, dass Gesellschaften einen anderen Weg gehen sollten. Wir sollten unsere Macht als Bürger nutzen, um den Finanzsektor den Interessen der Gesellschaft als Ganzes unterzuordnen – und um soziale Gerechtigkeit, Stabilität und Wohlstand wiederherzustellen.

Ann Pettifor hat zuletzt Die Produktion des Geldes: Ein Plädoyer wider die Macht der Banken veröffentlicht und ist Wirtschaftsberaterin von Jeremy Corbyn, dem Führer der britischen Labour Party. Sie war eine der wenigen, die die große Finanzkrise in ihrem 2006 erschienen Buch The Coming First World Debt Crisis (Die kommende erste Weltschuldenkrise) vorhersagten.

 

Adam Tooze: „Crashed: Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben“ 28. September 2018

Zehn Jahre nach dem Finanzcrash 2008 kommt eine überzeugende Analyse, was wirklich passiert ist.

Geschrieben von Adam Tooze, einem englischen Wirtschaftshistoriker an der Columbia University (und, im Interesse einer vollständigen Offenlegung, einem Kollegen), Crashed: Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben, kombiniert einfache Erklärungen komplexer Finanzkonzepte mit einer majestätischen Erzählung, die Vorgeschichte und den destruktiven Weg der Krise auf dem ganzen Planeten verfolgt (einschließlich ein langer, geeigneter und gelehrter Kapitel über Russland, die ehemaligen sowjetischen Satelliten, China und Südostasien). Das Buch bietet auch originelle Einblicke in die Natur des verwundeten Tieres (Finanz-Kapitalismus). Yanis Varoufakis

Adam Tooze (geb. 1967) ist ein britischer Historiker, gegenwärtig Professor an der Columbia University . Zuvor war er Reader in Modern European Economic History an der University of Cambridge und Professor an der Yale University. Im Jahr 2002 erhielt er den Philip-Leverhulme-Preis für Neuere Geschichte. Er ist vor allem bekannt für seine ökonomische Studie über das Dritte Reich, The Wages of Destruction, die einer der Gewinner des Wolfson History Prize 2006 war.

 

Steve Keen: Wenn die „schwäbische Hausfrau“ spart –was bedeutet das für die Wirtschaft? Über den Mythos der schwarzen Null 30. Januar 2019

Sparen gilt, gerade in Deutschland, als Tugend, nach der alle leben sollen – auf nationaler wie auf internationaler Ebene. Das garantiere, so predigen Politiker_innen und Ökonom_innen, Stabilität. Doch was geschieht eigentlich, wenn alle sparen? Wie wirkt sich allseitige Sparsamkeit auf die Gesamtwirtschaft aus? Geht ein Staat notwendigerweise pleite, wenn er dauerhaft mehr ausgibt als einnimmt? Diesen Fragen wird in der Veranstaltung nachgegangen. Zudem wird gezeigt, warum das an Universitäten gelehrte neoklassische Modell des Bankwesens irreführend ist – und wie
Kapitalismus wirklich funktioniert.

Steve Keen ist ein australischer Wirtschaftswissenschaftler. Er war bis Ende 2018 Professor für Ökonomie an der Kingston University in London (Head of School of Economics, History and Politics), kritisiert seit den Studierendenprotesten an der Uni Sidney von 1973 die Mainstream Ökonomie und ist nun crowdfunded: https://www. patreon.com/ProfSteveKeen/. Er verfolgt einen dynamischen Ansatz, der Banken, Schulden und Geld zusammenführt. Er war einer der wenigen Ökonomen, der die Finanzkrise von 2008 voraussagte.

 

Frances Coppola: Die Stürme des Finanzwesens 13. Februar 2019

Gemeinhin wird angenommen, dass die Finanzkrise 2007/08 durch das riskante Verhalten der Banken verursacht wurde. Tatsächlich ist es jedoch gerade das Vermeiden von Risiken, das zu den Turbulenzen und Stürmen des Finanzwesens führt und unsere Wirtschaft zum Absturz bringt. Frances Coppola wird zeigen, dass nicht nur die
große Finanzkrise selbst, sondern auch die Krise in der Eurozone Finanzstürme waren, die durch grenzüberschreitende Finanzströme verursacht wurden, und dass diese Stürme durch die Suche nach Hochzinsanleihen ohne Risiko angefacht wurden. Sie wird zudem die Rolle der Versicherungen bei der Entstehung dieser Stürme diskutieren, die oft ignorierte wird.

Frances Coppola ist Autorin des Blogs Coppola Comment Finance and Economics, Mitarbeiterin von Forbes und schreibt über finanzpolitische Themen, u.a. für den Independent, die Financial Times und Open Democracy, außerdem kommentiert sie bei der BBC. Sie hat zudem mehrere Bücher zum Thema publiziert.

 

Pavlos Roufos: „Years of Stone: Greek Crisis and the Eurozone“ 14. März 2019

2010 marked the beginning of the Greek crisis, introducing devastating austerity measures that radically transformed all aspects of life. Eight years later, the management of the crisis has proven to be a complete failure, an outcome that was repeatedly predicted by its critics and recently admitted by some of its designers. In this presentation of his recently-published book, »A Happy Future is a Thing of the Past: The Greek Crisis and other Disasters« (Reaktion Books, 2018), Pavlos Roufos discusses the underlying aims of the crisis management programme as well as the social movements that arose to oppose it. Pavlos Roufos has been active in social movements in Greece since the early 1990s. His book on the Greek crisis was published in 2018 by Reaktion Books (London) in collaboration with Brooklyn Rail (New York). He is currently doing a PhD on German economic policy at the University of Kassel.

Andrea Capussela: “The political economy of Italy’s decline“ 20.März 2019

Italy is a rich society served by an advanced manufacturing sector, where the rule of law is weak, however, and political accountability low. The country has long been in a downward spiral, from which a politico-economic equilibrium has emerged that is as consistent as it is inefficient, and hinders economic and democratic development. The Political Economy of Italy’s Decline seeks to identify the causes of Italy’s downward trajectory, and to explain how the country could shift to a fairer and more efficient equilibrium. Andrea Lorenzo Capussela has a PhD on competition policy. He led the economics office of Kosovo’s international supervisor, and wrote State-Building in Kosovo: Democracy, Corruption, and the EU in the Balkans (I.B. Tauris, 2015). He did some voluntary work on the development of a district in Calabria, and wrote the Italian version of The Political Economy of Italy’s decline (LUISS University Press, March 2019).

 

Branko Milanovic: Wie entwickelt sich die Ungleichheit in Europa und im Rest der Welt? 01. April 2019

Die Finanz- und Eurokrise ist vorerst vorüber. In Europa und anderen Industrieländern hat sich die Wirtschaft kräftig erholt, in den Schwellenländern setzt sich der Aufschwung fort. Die Früchte dieses Aufschwungs verteilen sich allerdings sehr unterschiedlich. In dem Vortrag soll die Entwicklung der Ungleichheit untersucht werden: Aufstieg der Mittelschicht in Asien, Stagnation der Mittelschicht in reichen Regionen wie Europa. Diskutiert wird zudem, welche Rolle die Migration in der Globalisierung spielt und welche Folgen das Entstehen einer globalen Plutokratie – das reichste 1% – hat.

Branko Milanovi´c hat in Belgrad Ökonomie studiert und war 20 Jahre leitender Ökonom in der Forschungsabteilung der Weltbank. Als führender Wissenschaftler für Entwicklung und Ungleichheit ist er derzeit Gastprofessor an der Universität New York.

 

Warren Mosler: An Introduction to Modern Monetary Theory 12. Mai 2019

With Alexandra Ocasio-Cortez´s Green New Deal Modern Monetary Theory has become one of the most discussed economic topics. Warren Mosler is one of the founders of MMT. So catch up with the world and attend his talk.

 

Quinn Slobodian: „Neo-liberal Globalism Backlash from Within“ 13. Juni 2019

Protecting global capitalism from democracy was a major project of the 20th century. Today, many of the institutions designed to insulate the world economy are under assault. Paradoxically, many of the backlash’s roots can be found within neoliberal thought itself. Slobodian will discuss how we got here and what possible futures lie ahead. Quinn Slobodian is the author of »Globalists: The End of Empire and the Birth of Neoliberalism« (Harvard, 2018). He teaches history at Wellesley College.

 

Sergio Cesaratto: „Italy and the European monetary union“ 19. Juni 2019

Sergio Cesaratto, Professor for Growth and Development Economics and of Monetary and Fiscal Policies in the European Monetary Union at the University of Siena will be holding a talk entitled „Italy and the European monetary union: a tale of two wrongs“. Cesaratto explains in his talk how the Euro policy and the EU hegemon, Germany, caused the euro crisis. This had disastrous consequences for the Southern and Eastern peripheral nations of the EU. Following the crisis it is once again Germany, this time with its failed austerity policy, that is putting the euro zone at risk. Already the euro zone has been stuck in „The Long Stagnation“ for ten years, with no respite in sight. To the contrary, the export oriented economy that Germany has forced upon the EU is in danger of entering a new crisis as the world economy dramatically slows down and with it world trade.

 

Nick Shaxson – “The Finance Curse – 20 reasons to shrink your local financial centre” 01. Oktober 2019

Countries whose economies are dominated by large financial centres suffer a “Finance Curse” that is rather similar in cause and effect to a “Resource Curse” that afflicts many countries whose economies are dominated by large oil industries or other natural resources sectors. Britain and the United States are classic cases, and a lot of the inequality and political turmoil now convulsing both countries has the Finance Curse at its root. The answer is simple for every country afflicted: shrink your local financial centre, to attain greater prosperity – and many other good things besides.

Grace Blakeley: Finanzialisierung und Klima-Notstand 12. November 2019

Im Zuge der Entwicklung des Kapitalismus spielt in den Volkswirtschaften
des globalen Nordens die Finanzökonomie eine zunehmend größere Rolle. Sie erhöht die Ungleichheit, führt zu finanzieller Instabilität und schädigt unsere Umwelt. Zehn Jahre nach der Finanzkrise stagniert die Produktivität im globalen Norden, die Ungleichheit steigt, und wir stehen vor einem existenziellen Klima-Notstand. Die Bewältigung dieser Probleme erfordert mehr als nur kleine politische Änderungen – die Volkswirtschaften im globalen Norden müssen ihre Wirtschaftsweise radikal überdenken und vom finanzgetriebenen Wachstumsmodel zu einem grünen, demokratischen Sozialismus übergehen.

„Ökonomie jenseits der schwäbischen Hausfrau“ ist eine Veranstaltungsreihe von Brave New Europe, Helle Panke Berlin und Netzwerk Plurale Ökonomik. Medienpartner: OXI -W irtschaft anders denken