Pflege, Sorge, Erziehung als Voraussetzung der Produktion von Waren
Was ist eigentlich … Care-Arbeit? Sie ist Voraussetzung der Produktion von Waren und ermöglicht erst marktförmige Arbeit. Meist müssen Frauen sie übernehmen, zu schlechten Löhnen, umsonst und bei geringer Anerkennung. Unser OXI-Glossar:
Care-Arbeit meint die Tätigkeit der personenbezogenen Pflege und Sorge, zum Beispiel die Erziehung von Kindern oder die Versorgung alter Menschen. Teilweise wird auch die Selbst-Sorge eingeschlossen. Care-Arbeit hat viele Formen, sie kann im Familienkontext, in öffentlichen Institutionen, als marktförmige Dienstleistung oder ehrenamtlich ausgeübt werden und umfasst bezahlte wie unbezahlte Tätigkeiten. Sie ist notwendiger Bestandteil jeder Gesellschaft, da alle Menschen in bestimmten Lebenssituationen wie Kindheit, Krankheit oder Alter auf Unterstützung angewiesen sind. In kapitalistischen Gesellschaften ist Care-Arbeit Voraussetzung der Produktion von Waren und ermöglicht erst marktförmige Arbeit, indem sie beispielsweise den Nachschub von Arbeitskräften und die Reproduktion der Arbeitskraft gewährleistet.
Die gesellschaftliche Verteilung von Care-Arbeit ist deutlich durch eine geschlechterhierarchische Arbeitsteilung geprägt, sie wird im privaten Bereich und als Lohnarbeit zum überwiegenden Teil von Frauen geleistet. Zudem wird Care-Arbeit im globalen Norden zunehmend an Migrantinnen ausgelagert. Während diese Frauen hierzulande Care-Arbeit übernehmen, wird diese in ihren eigenen Familien in den Herkunftsländern meist von anderen weiblichen Angehörigen übernommen oder wiederum an Frauen aus ärmeren Bevölkerungsgruppen oder Migrantinnen ausgelagert.
Vor diesem Hintergrund wird auch von einer international hierarchischen Verteilung von Care-Arbeit gesprochen. Ob Care-Arbeit an bezahlte Kräfte ausgelagert werden kann, ist zudem stark abhängig von der Einkommenssituation der Betroffenen. Die Übernahme von unbezahlter Care-Arbeit wirkt dann wiederum als Armutsrisiko, da sie häufig mit der Einschränkung der eigenen Berufstätigkeit verbunden ist und damit unmittelbar zu Erwerbsarmut und langfristig zu Altersarmut führen kann.
Unter welchen Bedingungen bezahlte Care-Arbeit geleistet wird, ist sehr unterschiedlich. Der Arbeitsmarkt im Care-Bereich reicht von gut bezahlten BeamtInnen, fest angestellten ErzieherInnen oder Krankenschwestern, bis hin zu prekären Selbstständigen, Mini-Jober-Innen, umfasst Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, undokumentierter Beschäftigung oder freiwilligem Engagement mit geringfügiger Aufwandsentschädigung. Die Entlohnung ist, von einigen Ausnahmen wie den Arztberufen abgesehen, relativ gering. Die Arbeitsbedingungen sind häufig durch hohe zeitliche, körperliche und teils auch emotionale Belastung gekennzeichnet.
Körpernahe Sorgearbeit geht zudem mit einer geringen gesellschaftlichen Anerkennung einher. Die Arbeitsbedingungen im Care-Bereich werden durch Kürzungen im Sozialbereich und der wachsenden Bedeutung marktwirtschaftlicher Kriterien im Gesundheits- und Pflegebereich zunehmend verschlechtert. Zudem wird eine Unterversorgung, etwa in der Altenpflege oder in Krankenhäusern, sichtbar. Vor diesem Hintergrund wird von einer Care-Krise gesprochen und eine gesellschaftliche Aufwertung von Care-Tätigkeiten sowie das Abrücken von der profitorientierten Organisation des Care-Bereichs und eine Orientierung auf die Befriedigung von Bedürfnissen gefordert.
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