Wirtschaft
anders denken.

Prekäre Arbeit und Gesundheit: Angst um den Lohnjob macht Menschen krank

03.01.2018
Tomasz Sienicki / gemeinfrei

Mehr Psychopharmaka, länger im Krankenhaus, häufiger beim Arzt: Wer einen prekären Job hat, ist öfter krank. Das zeigt ein Gesundheitsreport – am Beispiel von Thüringen lautet das Fazit: Unsicherheit am Arbeitsplatz beeinflusst die Gesundheit der Menschen massiv. 

Zu Jahresbeginn haben die Bundesstatistiker ein Rekordplus bei der Beschäftigung vermeldet. Kritiker haben darauf verwiesen, dass hinter dem seit Jahren anhaltenden Zuwachs bei der Lohnarbeit auch eine große Zahl prekärer Jobs entstanden ist. Das Statistische Bundesamt verweist für 2017 zwar darauf, dass die geringfügige Beschäftigung weiter rückläufig ist, auch die Zahl der Selbstständigen, unter denen sich viele unsichere Existenzen befinden, ist im Berichtszeitraum 2017 gesunken.

Das ist durchaus positiv, lässt aber die Sorge um befristete Jobs, Leiharbeit und den womöglich dadurch nötigen häufigen Wechsel des Arbeitsplatzes nicht so schnell geringer werden – die Erfahrung lehrt, dass es auch andere Zeiten gibt. Vielen Menschen macht das gesundheitliche Probleme, wie nun im Gesundheitsreport der Versicherung Barmer erneut vorgerechnet wird.

»So nehmen diese Berufstätigen vergleichsweise mehr Psychopharmaka, liegen länger im Krankenhaus und unterziehen sich häufiger ambulant-ärztlicher Behandlungen«, teilt das Unternehmen mit. »Unsicherheit am Arbeitsplatz beeinflusst die Gesundheit der Menschen massiv. Wir beobachten deshalb auch mit Sorge die hohe Zahl atypischer Arbeitsverhältnisse«, so die Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk.

Laut der Thüringer Agentur für Arbeit sind im Freistaat rund 35.000 Beschäftigte in Leiharbeit tätig. Der Anteil von Leiharbeitern liegt landesweit bei 3,5 Prozent – deutlich über dem Bundesschnitt von 2,8 Prozent. Viele Thüringer müssen außerdem pendeln – es sind rund 125.000 Menschen.

»Die Flexibilisierung der Arbeit wird zwar auch von vielen Arbeitnehmern geschätzt, wenn es darum geht, die Arbeitszeit eigenständig zu gestalten«, sagt Dziuk. »Doch wir dürfen die Schattenseiten nicht vergessen. Wenn Unternehmen ein Übermaß an Flexibilität erwarten, wird dies vom Arbeitnehmer eher als belastend erlebt.«

Der Barmer-Gesundheitsreport bringt auch bundesweite Ergebnisse und widmet sich vor allem der Frage der Lebenszufriedenheit.

Geschrieben von:

OXI Redaktion

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