Wirtschaft
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Reicher Mann und armer Mann: Hochvermögende besitzen inzwischen die Hälfte des globalen Reichtums

15.06.2018
Jollymama / Pixabay

Millionäre und andere Hochvermögende besitzen inzwischen die Hälfte des globalen Reichtums. Eine Zeitung meint, das soll uns »zu Höchstleistungen anspornen«. Über betonierte Machtpositionen und den »stummen Zwang« der ökonomischen Verhältnisse will das Blatt nichts wissen.

Millionäre und andere Hochvermögende besitzen inzwischen die Hälfte des globalen Reichtums. Das geht aus dem neuesten »Global Wealth Report« der Boston Consulting Group hervor. Hinter der Zahl verbirgt sich ein Trend: Die Superreichen werden im Verhältnis immer reicher – 2012 verfügten sie noch über »nur« 45 Prozent des globalen Vermögens. Das wird von der Beratungsgesellschaft auf 201,9 Billionen US-Dollar taxiert, 65 Prozent davon entfallen auf Nordamerika und Westeuropa. Oder, wie es Bloomberg formuliert: »Die Reichen werden viel reicher und das viel schneller.«

Die meisten Menschen, die mindestens eine Million US-Dollar besitzen, gibt es in den USA, danach folgen China, Japan, Großbritannien und die Schweiz. Die BRD liegt auf Platz sieben. Was die Verteilung des Reichtums an der Spitze angeht, hat die Boston Consulting Group auch Zahlen: die Superreichen mit mehr als 20 Millionen US-Dollar Vermögen besitzen zusammen 26,4 Billionen US-Dollar, also über ein Achtel des Weltvermögens.

In der »Frankfurter Allgemeinen« hat man die Zahlen kommentiert, nein, eher hat man einer Haltung Ausdruck verliehen, die als üblich gelten kann: Wer nicht reich ist, wird dann als »neidisch« dargestellt oder es wird behauptet, die »normalen Leute« würden sich »ekeln«, wenn sie den Reichtum sehen. Und weiter: »Dabei könnte er auch zu Höchstleistungen anspornen.« Das soll auf die Pointe vom Tellerwäscher hinauslaufen, der auch Millionär werden könne, wenn er sich nur anstrenge – und das entsprechende Risiko eingeht. Denn nur dann würden »auch hohe Renditen« abgeworfen.

Dass der gesellschaftlich produzierte Reichtums kein süßer Brei ist, der endlos und ohne Folgen fließt, sondern aufgrund betonierter Machtpositionen und des »stummen Zwangs« der ökonomischen Verhältnisse sehr ungleich verteilt ist, will die Zeitung so wenig wissen wie sie über die Tatsache schreiben möchte, dass der wachsende Reichtum des einen immer auch eine sich verschlechternde Vermögensposition von anderen bedeutet. Dass es um Ausbeutung von Natur geht. Dass Risiken getragen werden müssen, wenn mal was schief geht. Und vor allem: dass es hier um die Aneignung der Früchte der Arbeit von anderen geht. So abgedroschen es klingen mag, man darf hier aus Brechts »Alfabet« zitieren: »Reicher Mann und armer Mann / standen da und sahn sich an. / Und der Arme sagte bleich: / »Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich«.

In dem Report heißt es weiter: »Alle Vermögenssegmente wuchsen kräftig, wobei vor allem in den obersten Vermögenssegmenten hohe Wachstumsraten zu verzeichnen waren.« Die stärkste Wachstumsregion war 2017 laut dem Bericht Asien mit einem Zuwachs von 19 Prozent. Ein entscheidender Treiber des Vermögens der Superreichen »waren die Hausse in allen wichtigen Volkswirtschaften, wobei das Vermögen in Aktien und Investmentfonds das mit Abstand stärkste Wachstum aufwies.«

Der Boston Consulting Group geht es in ihrem Report freilich nicht um Verteilungsaspekte oder die Herkunft des Reichtums, oftmals leistungslose Einkommen und Couponschneiderei – sondern um noch mehr Vermögenswachstum, zu der dann entsprechende Finanzdienstleistungen angeboten werden. Denn auch am Reichtum kann man verdienen. Die Studie konzentriere »sich darauf, warum so viele Vermögensverwalter trotz des starken Wachstums des persönlichen Finanzvermögens und der Assets under Management (AuM) ihre Gewinnmargen nicht halten können«.

Geschrieben von:

OXI Redaktion

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