Wirtschaft
anders denken.

Starrsinnigkeit als Lebensphilosophie

28.04.2016
Ein Mitglied des Mises Institut bei einer Veranstaltung in Arizona.Foto: Gage Skidmore / Flickr CC-BY-ND 2.0 LizenzFrauenquote à la Hells Angels - die Mises Boys sind auch in den USA aktiv.

Das Ludwig van Mises Institut hat sich den publizistischen Kampf gegen staatliche Einmischung ins Wirtschaftsleben auf die Fahne geschrieben. Seine Autoren sind Männer, die Texte sind muffig, und das Lesen macht Kopfschmerzen.

Ehrlich gesagt muss man das Ludwig von Mises Institut nicht kennen. Es huldigt mit seinem Namen einem Mann, der die »wissenschaftstheoretische Begründung für das System der freien Märkte, das auf unbedingter Achtung des Privateigentums aufgebaut ist, geliefert und jede Form staatlicher Einmischung in das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben als kontraproduktiv entlarvt und zurückgewiesen« hat, wie das Institut in der Selbstbeschreibung erklärt. Und so lesen sich auch die Beiträge. Interessant vielleicht, dass dieses Institut in geradezu anachronistischer Art und Weise ein Männerladen ist. Das traut sich kaum noch jemand, nicht mal die Hells Angels. In der nicht kurzen Liste der Schreibenden taucht eine einzige Autorin auf, die als Autor tituliert wird. Chapeau!

Am 25. April wurde unter der Rubrik »Zeitloses« ein Beitrag von Murray N. Rothbard (1926 – 1995) veröffentlicht, der die Überschrift »Linke Bauchschmerzen« trägt und sich in betulicher Häme über die zahlreichen Irrtümer und Kehrtwendungen linksliberaler Intellektueller – wobei er »links« stets in Klammern setzt – in den vergangenen Jahrzehnten mokiert. Rothbards Vorwurf, jenseits des Grundvorwurfs überhaupt, linksliberaler Intellektueller zu sein, lautet: Die haben andauernd nachgedacht und immer wieder ihre Meinung geändert, wenn sich die Dinge weiterentwickelt oder gar unvorhersehbare Richtungen genommen haben. Das ist ein schrecklicher Angriff, von dem sich kaum jemand gut erholen kann. Lieber sind dem Autoren – möge er in Frieden ruhen – und vielleicht dem ganzen Institut wohl jene Männer (Intellektuelle Frauen gibt es bei denen wie gesagt eher nicht), die einmal zu einer Überzeugung gelangt sind und von dem Moment an glauben, dass Starrsinnigkeit ein Synonym für Klugheit ist.

Mehr Männer als bei den Hells Angels

Der Autor Susanne Kablitz übrigens – die einzige Frau in dem Laden – hat vor einiger Zeit einen Beitrag gegen das bedingungslose Grundeinkommen geschrieben, in dem der bemerkenswerte Satz steht: »Was lösen wir in unseren Seelen und Herzen aus, wenn die Tatsache schöngeredet wird, dass ein anderer für unseren Lebensunterhalt sorgen muss, nur weil wir entweder zu faul oder zu unfähig sind, dies selber zu tun?«

Das löst sowohl sprachlich als auch inhaltlich mindestens eine üble Gastritis aus. Nicht aber der Text von Rothbard, der über eine geradezu anrührende Patina verfügt. Der Vorwurf, dass es eine Schande sei, neu zu überlegen und sich selbst in Frage zu stellen, wenn die Welt nicht den Regeln und Grundsätzen folgt, die man einmal aufgestellt oder verfochten hat, ist grotesk. Und geradezu witzig ist, dass der Autor dieses Vorwurfes die so Beschimpften der Selbstgerechtigkeit bezichtigt und ihnen viel zu viel Selbstbewusstsein bescheinigt. Wenn das nicht eine Hybris ist, was dann?

Geschrieben von:

Kathrin Gerlof

OXI-Redakteurin

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