Wirtschaft
anders denken.

Tarifrunde Metall: Der OXI-Überblick

15.09.2017
Foto: Banffy, Lizenz: CC BY-SA 4.0IGM (Industriegewerkschaft Metall) Messestand auf der Hannover Messe 2016.

Die Tarifkommissionen der IG Metall haben über die Forderungen der anstehenden Tarifrunde beraten. Ein Lohnplus bis 7 Prozent und selbstbestimmte Arbeitszeiten stehen auf dem Zettel der Gewerkschaften. Die Unternehmen zeigen sich trotz guter Lage in der Branche wie üblich entsetzt.

In der Metall- und Elektroindustrie laufen sich Arbeit und Kapital warm – für die anstehende Tarifrunde. Die Gewerkschaft IG Metall bewegt sich auf eine Forderung zu, die Lohnerhöhungen von bis zu sieben Prozent mit dem Ziel verknüpft, einen Rechtsanspruch auf Verkürzung der Wochenarbeitszeit für zwei Jahre auf 28 Stunden durchzusetzen. In der Branche sind 3,9 Millionen Beschäftige organisiert, Abschlüsse hier haben eine gewisse Leitwirkung. Und politisch sind Metalltarifrunden immer ein Magnet, es schlägt sich hierin auch der jeweilige Stand der öffentlichen Debatte über die Verteilung von Primäreinkommen, die Stärke der Gewerkschaften und die Denke der Unternehmerseite nieder.

Das es in der Branche recht gut läuft, argumentieren die Unternehmervertreter vor allem mit der Zukunft: die Forderungen der Gewerkschaft werden als »eine hochriskante Wette« bezeichnet, gegen ein sattes Lohnplus wird zudem »die Digitalisierung« ins Feld geführt, in die man investieren müsse. Eine Zeitung formuliert es so: »Die Gewerkschaft solle nicht mit überzogenen Beträgen die Spielräume so sehr einengen, dass das Geld für die wirklich wichtigen Dinge fehle.«

Was aber sind die wirklich wichtigen Dinge? Die IG Metall argumentiert, seit letztem Jahr nähmen Auftragseingänge, Umsatz und Produktivität weiter deutlich zu. Die Betriebe seien zu 88 Prozent ausgelastet, so gut wie seit 2008 nicht mehr. Die Umsatzrenditen hätten den höchsten Stand seit 2007 erreicht. Wem es um das Wachstum bestellt sei, solle an den Beitrag von hohen Löhnen zur Binnennachfrage denken. »Gute Tariferhöhungen helfen der wirtschaftlichen Entwicklung«, so die Gewerkschaft. Trotz der Entwicklung der Löhne seien »die Lohnstückkosten seit dem ersten Halbjahr 2016 nur moderat um 1,1 Prozent gestiegen«.

Immer flexibler – aber für wen?

Ein entscheidender Punkt dürfte das 28-Stunden-Ziel sein. Die Gewerkschaft müht sich schon länger, dem Stellenwert »gute Arbeit« mehr Raum zu geben. Außerdem verweist sie auf die bisherige Entwicklung: »In den letzten Jahren sind Arbeitszeiten immer flexibler geworden, allerdings fast ausschließlich zum Nutzen der Arbeitgeber.« Die Unternehmen sagen hingegen: »Flexibilität darf es nicht nur in eine Richtung geben.« Man will die 35-Stunden-Woche nicht infrage stellen.

Die IG Metall verweist auf die große Befragung von Beschäftigten, die im Mai vorgestellt wurde: »Schichtarbeit, Wochenendarbeit, ständige Verfügbarkeit: Arbeitszeit ist heute flexibel wie nie und weitet sich immer mehr aus. Die Mehrheit der Menschen wünscht sich klare Spielregeln und mehr Selbstbestimmung«, hieß es seinerzeit. Ein Aspekt: »Die Beschäftigten wollen Arbeitszeiten, die zu ihrem persönlichen Leben passen. Sie wollen vorübergehend im Beruf kürzertreten, um Kinder zu erziehen, Angehörige zu pflegen oder sich weiterzubilden – und eine finanzielle Unterstützung, um sich das auch leisten zu können.«

Der angeblich letzte Cent der Unternehmen

Im Unternehmerlager wird dagegen mit dem Fachkräftemangel argumentiert – und es heißt: Eine 28-Stunden-Woche stelle die seriöse Personalplanung vor kaum lösbare Herausforderungen. »Dass die IG Metall nun die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung mit dieser saftigen Entgeltforderung verschränkt, macht einen Tarifkompromiss nicht gerade leichter«, erklärte der Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, Volker Schmidt. Und beim Arbeitgeberverband Südwestmetall findet Stefan Wolf: »Eine Tarifpolitik, die nun noch den letzten Cent für die Beschäftigten herauszupressen versucht, ist da nicht zukunftsfähig.« Die bekannten Warnungen.

Was die regionalen Tarifkommissionen angeht, gibt es durchaus kleinere Unterschiede. Niedersachsen/Sachsen-Anhalt orientierte auf Lohnsteigerungen zwischen 6,5 und sieben Prozent; die sonst oft die Tarifforderungen anführende IG Metall Baden-Württemberg erklärte einen Forderungskorridor um die sechs Prozent für realistisch und angemessen; der Bezirk Nordrhein-Westfalen plädiert für einen Abschluss um die sechs Prozent.

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