Wirtschaft
anders denken.

Wirtschaft unter dem Makroskop analysieren

Makroskop ist der Titel der Zeitschrift, an deren Aufbau Heiner Flassbeck arbeitet. Sie soll ab 1. Juli 2016 online erscheinen, später auch als monatliche Printausgabe. OXI hat Heiner Flassbeck gebeten, sein Projekt vorzustellen.

03.05.2016
Professor Dr. Heiner Flassbeck war 1998/99 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Von 2003 bis Ende 2012 arbeitete Flassbeck als Chef-Volkswirt bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) in Genf. Unter seinen zahlreichen Publikationen ist zum Beispiel der Titel »66 starke Thesen zum Euro, zur Wirtschaftspolitik und zum deutschen Wesen« (Frankfurt 2014). Mit Friederike Spiecker betreibt er die Website flassbeck-economics.

Makroskop ist der Titel der Zeitschrift, an deren Aufbau Heiner Flassbeck arbeitet. Sie soll ab 1. Juli 2016 online erscheinen, später auch als monatliche Printausgabe. Auf dem Flyer, der für sie wirbt, steht prominent dieses Flassbeck-Zitat: »Keynesianische Ökonomik ist der Versuch, Prozesse zu Ende zu denken, statt schon lange vor der nächsten ideologischen Schranke zu halten.« OXI hat Heiner Flassbeck gebeten, sein Projekt in einem schriftlichen Interview vorzustellen.

Konzeptionell scheinen OXI und Makroskop Verwandte zu sein. Können Sie die publizistische Grundidee der Zeitschrift Makroskop umreißen?

Flassbeck: Die vorrangige Zielsetzung des Magazins ist, mithilfe von vorurteilslosen Analysen wirtschaftspolitisch relevanter Sachverhalte den Bürger zu befähigen, sich selbst über diese Sachverhalte ein Urteil zu bilden und dadurch am demokratischen Willensbildungsprozess aktiv mitwirken zu können. Es geht in erster Linie nicht darum, von rechts oder von links Stellung zu politischen Ereignissen zu beziehen, sondern darum, unseren Lesern die Mittel an die Hand zu geben, um selbst beurteilen zu können, welche Politik mit ihren Wertvorstellungen am Besten zu vereinbaren ist.

Makroskop soll, ich zitiere, höchsten Qualitätskriterien genügen. Welche Eigenschaften meinen Sie damit?

Es sind die Eigenschaften von Aussagen, um die es dabei geht. Die Eigenschaft »Qualität« würde ich nur solchen Aussagen zuschreiben, die logisch und theoretisch fundiert sind und die sich empirisch bestätigen lassen. Daher werden Sie in Makroskop keine Artikel finden, die eine klar ideologische Ausrichtung haben und die den relevanten Fragen aus dem Wege geht. Wir würden z.B. nie behaupten, dass die Arbeitslosigkeit steigt, weil die Löhne steigen. Das ist zwar eine absolut übliche Aussage, aber sie steht im Widerspruch zur empirischen Evidenz und beruht auf einer Theorie, der sogenannten Grenzproduktivitätstheorie, die weder auf der Makroebene anwendbar noch empirisch haltbar ist.

Sie formulieren in der Ankündigung den Anspruch, mit Makroskop eine »ernsthafte Alternative zu den Leitmedien« auf die Beine zu stellen. Gibt es tatsächlich ein Publikum, das eine ernsthafte Alternative will?

Das gibt es ohne Zweifel. Flassbeck-economics wird von bis zu 75.000 Menschen im Monat gelesen, und obwohl nur wenige Artikel kostenpflichtig sind, sind mehr als 2.000 Menschen bereit, flassbeck-economics finanziell zu unterstützen. Noch erstaunlicher ist vielleicht, dass unserem Aufruf, uns beim Aufbau von Makroskop zu unterstützen, schon mehr als 500 Menschen gefolgt sind. Dass es einen riesigen Bedarf nach Analysen aus einer gesamtwirtschaftlichen Perspektive gibt, zeigen mir auch die vollen Säle, die ich bei meinen Vorträgen vorfinde. Wir sind aufgrund des Feedbacks überzeugt, dass wir mit Makroskop schon bis zum Ende dieses Jahres zumindest 2.000 Abonnenten gewinnen können.

Sie haben flassbeck-economics angesprochen, einen Blog, den Sie 2013 zusammen mit Friederike Spiecker eingerichtet haben. Welche Art von Beiträgen finden beim Publikum am meisten Resonanz?

Es ist klar zu sehen, dass die Resonanz besonders groß ist, wenn wir aktuelle politische Ereignisse wie zuletzt die Flüchtlingskrise aufgreifen und in einen theoretischen Kontext stellen, der neue Einsichten möglich macht. Aber auch sehr grundlagenorientierte Texte, wie etwa die geldpolitischen Stücke von Günther Grunert und Paul Steinhardt, stoßen auf großes Interesse bei unseren Lesern. Die Menschen suchen einfach in der gewaltigen Informationsflut, mit der sie überschüttet werden, nach Analysen, die ihnen das Verständnis der Zusammenhänge erleichtern.

 

Das Interview führte:

Hans-Jürgen Arlt

Professor für strategische Organisationskommunikation

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